Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1919, Blaðsíða 21

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1919, Blaðsíða 21
hart man sich an deu Feinden rácht, so hochherzig und treu ist man gegen die Freunde. Alles muö den Forderungen der Fhre entsprechen, muB eines groB- und starkgesinnten Maunes wurdig seiu. Es ist eine Ethik, die der christlichen vollkommen entgegengesetzt ist. Hier heiBt es nicht: durch Gottes önade bin ich was ich bin, sondern: durch eigene Kraft erreiche ich, 'vas ich will. Sich selbst durchsetzen, sich selbst zur Geltvmg bringen. Dar- auf kommt es an. Das ist groB und eines Mannes wiirdig. Es ist eine starke Welt des Willens voll Freudigkeit an Tatkiihnheit und voll Bewunderung derer, die sich durchsetzen, sei es durch Tapferkeit Klugheit oder schlaue i^ánke; das erreichte Ziel heiligt die Mittel. Mit dieser heidnischen Ethik ist die Stellung zu den Göttern verwachseu. lias religiöse Moment tritt zwar in den Sagas sehr zuriick. Vom Kult er- fahren wir nur wenig. Wenn die Religion in die Darstellung hineingezogen 'vird, zeigen sich die Himmlischen meistens nicht als die Ubergewaltigen, die unbedingte Unterwerfung forderu, sondern mehr als die treuen Freunde, auf die man sich unbediugt verlassen kann. Der Gott ist der fulltrúi dessen, der zu ihm hált. Die Menschen der Saga sind eigentlicli úber den heidnischen Polytheismus hiuausgewaclisen. Das Schicksal ist die Macht, der sich Götter und Menschen unterwerfen mússen. Niemand kaun seinem Schicksal ent- riuuen: das ist die Wahrheit, der man unbedingt glaubt. Der Satz: es ge- schehe, wie das Schicksal will, kommt Wohl in jeder Saga vor. Das Schick- sal hat aber nur solche Macht, weil das Schicksal in der eigenen Brust ihm cntgegenkommt. So hángt im Grunde doch alles ab von persönlicher Kraft, i'úchtigkeit und Willen. In dieser Geistesart der Menschen liegt das Blei- bende, liegt das, wodurch die Sagas innerlich wirken kötyien auf die Men- schen von heute mehr noch als durch ihreu kúustlerischen und kultur- gcschichtlichen Wert. Wir Menschen von heute mit tmseren komplizierten Eebeusformen können wohl^etwas lernen vou diesen álten, einfachen Heideuleuten. Wir können uus nicht Táchen in blutiger Fehde, iu hartem Zweikampf, könuen unsenn Gegner nicht Verbanuung oder Friedlosigkeit erwirken. Und dennoch sind úie Sagamenschen mehr als historisch interessant. Was mich atn meisten Packt, ist die groBe Einheitlichkeit und Geschlossenheit der Charaktere. Einheitlichkeit bedeutet nicht Ausgeglichenheit des Charakters im mo- dernen Sinn, sondern das, daB alle DebensáuBerungen einer bestiminten ^orni uuterliegen. Sie lassen sich nicht leiten von ethischen, religiösen oder auderen Rúcksichten, sondern acliten úur auf die Belange ilirer eigenen berson, Sippe und Freuudschaft. Kleinlichkeit, MittelmáBigkeit und Eug- berzigkeit ist diesen Menschen fremd. Alles muB einen groBen Wurf liaben uud zum groBen Stil ihrer Persönlichkeit passen. Diese GröBe ist erwachsen a* 19

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