Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1926, Blaðsíða 3
riilirenden Fursorge des deutschen Konsuls Jósefsson sehr schnell ein gast-
liches Unterkommen fanden bei der guten Hausfrau Guðrún Tómasdóttir.
Ueider verstand sie weder deutsch noch danisch; aber mit Hilfe von Hánden
und FtiBen und unter fleiBiger Benutzung des Sprachfúhrers von Freund
Frkes gelang es doch meistens, ihr unsere Wúnsche zu deuten; dennoch
haben wir es nicht selten schmerzlich empfunden, der trefflichen Frau fúr
ihr unermúdliches Schaffen nicht in ihrer Sprache danken zu können.
In Heimaey hat sich seit 1908 vieles geándert; damals hatte die Insel
óooEinwohner; heute sind es etwa300o; in der Bucht ist ein sicherer Hafen
geschaffen; es gibt ein deutsches, englisches und französisches Konsulat;
auBerdem Kirche, Schule, Krankenhaus, Apotheke, Post, Zeitung, Funksta-
tion, mehrere Autos und — selbstverstándlich — auch ein Kino. Der Traum
von dem Idyll des Jahres 1908 ist endgúltig ausgetráumt; aber máchtig wie
damals ragt aus den Fluten der Heimaklettur imd neben ihm mit zackig
zerklúfteter Silhouette der Yst'iklettur; finster wie ehemals blickt das Helga-
fell, und heute wie vor Zeiten singt die Brandung ihr brausendes Eied.
Wir haben die Insel nach allen Richtungen durchstreift. Die Vogelwelt
zeigt einige auffallende Veránderxmgen seit meinem ersten Aufenthalt.
Stark vermehrt haben sich die Kolonien der Eissturmvögel (Fulmarus
glacialis E.) und Dreizehenmöwen (Rissa tridactylus D); es ist unmöglich,
ihre Zahl auch nur annáhemd zu schátzen; alle Felsenwánde und Abhánge
sind von ihnen besetzt, und unaufhörlich tönt ihr zankendes Gekreisch
hertiber. Fúr die starke Vermehrung dieser Arten gibt es einen- sehr ein-
leuchtenden Gmnd: Unter den Bewohnern der Vogelberge sind Rita und
Fylungur so ziemlich die einzigen, deren Eiem tmd Jungen nicht nachgestellt
wird, weil sie bei jener zu klein und bei diesem ungenieBbar sind.
Auf einer kleinen Wiese am Súdende des Ortes beobachtete ich eine Schar
von 32 Schneeammem, meistens Mánnchen, also vermutlich ungepaarte
Vögel; denn um diese Zeit (4. Juni) sind die Schneeammem schon mit der
Eierablage bescháftigt. Auf unseren Wandemngen in dem súdwestlichen
wilden Uavagebiete haben wir uns nicht selten an den einfachen, aber in
in dieser Umgebung ungemein erfrischenden Gesange der Mánnchen erfreut.
In der Schlucht am Súdweststrande der Insel nistete ein Kolkrabenpaar.
Mit welcher Frechheit die Kolkraben hierzulande bei ihren Nestráubereien
zu Werke gehen, zeigt folgender Vorfall: Wáhrend ich aus einer Entfernung
von kaum 4 m ein brútendes Eiderentenweibchen beobachtete, kam ein
Kolkrabe mit lautem Gekráchze herbei und stieB mehrere Male heftig auf das
brútende Weibchen herab, das jedoch fest auf den Eiem sitzen blieb; da
lieB sich der Rabe in unmittelbarer Náhe des Nestes nieder imd sprang mit
vorgestreckten Fángen gegen das Weibchen an, das nun mit hángenden
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