Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1926, Qupperneq 1
Zur ErschlieBung der malaiischen Kultur!
Neben „Arktis“, „Atlantis“ und „Thule“ tritt jetzt
INSULINDE
Dieser Name umfaOt das gesamte vielgestaltige Inselreicli, das sich von der Nord-
spitze Sumatras bis zur nördlichsten Insel der Philippinen in gewaltigem Bogen
um Stidostasien zicht. Die der europaischen Welt fast unbekannte Kultur dieser
Landschaften, verlockend in paradiesischen Farben prangend, bietet in tropischer
Ftille auch einen unendlich reichen Schatz an Folklore und Literatur, den die
Sammlung Insulinde heben und dem deutschen Volke zuganglich machen will.
Den Auftakt bildet die 3 Bande umfassende Abteilung: „Vom Goldenen
Chersones", die das gesamte vorhandene Schrifttum der Malaien bringt.
AIs erster Band erschien: .
MALAIISCHE ERZÁHLUNGEN. Úbertragen von Hans Over-
beck. Romantische Prosa. Lustige Geschichten. Geschichten vom
Zwerghirsch. Mit 8 Abbildungen. In Batikleinen M xi.—.
Dieser Band gibt einen Begriff von der hochentwickelten Erzahlerkunst der Ma-
laien. Die romatitischen Epen, die noch heute vom herumziehenden Volkssanger
iiberliefert werden, geben das Bild eines höfisch-fippigen Lebens und sind eine
Fundgrube alter Sitten und Gebrauche und malaiischer Mythologie. Aus tropiscliem
Blut und fiberquellender Phantasie wfichst hier eine Welt vor uns auf, der indischen
verwandt an Uppigkeit, unterschieden aber durch das stark alctive kriegerische
Element, durch das sich das Malaientum von jeher unter den ostasiatischen Völ-
kern ausgezeiclinet liat. Dic lustigen Geschichten und Tierfabeln bekunden den
Reichtum naiv wildwachsender Volksphantasie dieses zugleich kindlichen und
heldisclien Volkes.
Mit den 1926 erscheinenden 2 weiteren Banden: „Malaiische VVcis-
heit und Geschichte" und „Malaiischc Kunsl- und Volksdichtung"
Iiegt die erste Abteilung „Vom Goldenen Chersones" vollstándig vor.
Als neuester Band der Sammlung „Atlantis“ erschien soeben
DICHTEN UND DENKEN IM SUDAN. (Atlantis Bd. V) Hrsg.
von Leo Frobenius. Mit 1 ICarte u. 1 Tafel. br. M 8.—, geb. M 10.50.
Dieser Band bildet die Einleitung und zugleich Zusammenfassung zu den Atlantis-
bánden 6—9, in dcnen I'robenius ein un fassendes Bild der Volksdichtung des Sudan
und des ihr zugrunde liegenden Geisteslebens gibt. Er ist deshalb als die Grund-
lage zum Verstándnis dieser Sudanbánde zu betrachten. Als Entschleierung der
áthiopischen Seele des Sudans hat dicser Band jedoch auch eine ganz selbstándige
Bedeutung. Einerseits weist er nach, daö auf diesem Boden die afrikanischen
Kulturen ihre höchste Blfite erreicht haben — ist docli sogar Altágypten aus su-
danischem Wesen einporgestiegen. Anderseits schildert er die Verschiedenheit
der Kulturen und Gemeinschaftsformen, die hicr fruchtbar nebeneinander ge-
dielien, an den schlichten Ursprungsgeschichten primitiver Stámme, in ihrer Ur-
wflchsigkeit von heiligem Ernst durchdrungen, donen Geschichtslegenden und
Sagen der historisch denkenden Völker, der Staatenbildner, gegentiberstehen, die
sich zum Epos aufschwingen.
EUGEN DIEDERICHS VERLAG IN JENA