Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1930, Blaðsíða 2
wenn es seine Aufgaben mit sich zu bringen schienen: so hat
er zwischen der ersten und zweiten Reise nach Island sich mit
den geologischen Voraussetzungen griindlich vertraut gemacht.
Als seine besondere Lebensaufgabe betrachtete er die ííbersetzung
und Erklárung der sagengeschichthchen Biicher des Saxo gram-
maticus. DaJ3 es ihm gelungen ist, trotz seiner Erkrankung dieses
Werk zu Ende zu fiihren, war ihm eine Genugtuung. Diese
Sagenstudien wertete er auch aus in den beiden sagengeschicht-
lichen Heften der Sammlung „Volkheit". Weiterhin bescháftigte
er sich gerne mit germanischer Mythologie und Volkskunde;
zuletzt noch gab er das Heftchen „Germanisches Priestertum“
heraus. Zu der Sammlung Thule lieferte er die Úbersetzung
der Grettissaga sowie den Band „Islándische Heldenromane."
Besonderen Dank aber verdient er vom úeser der Sammlung Thule,
dai3 er nicht nur die Úbersichtskarte zum Einleitungsband, sondern
auch die Karte des alten Norwegen gehef ert hat, dieNiedner der Úber-
setzung der Heimskringla (Snorris Königsbuch; Band XIV—XVI)
beigeben konnte. Von anderen Arbeiten, die uns nicht náher be-
treffen, will ich weiter nicht sprechen (Úbersetzung des Heljand,
Beteiligung an der Úbersetzung Ibsens u. dgl.). Alle seine Schriften
hier aufzuzáhlen wiirde viel zu weit fiihren. Dem alten und dem
neuen Island, der germanischen Vorgeschichte und neuen deutschen
úiteratur, soweit sie irgendwie mit dem Norden zusammenhángt,
galt seine Arbeit in einem rastlosen Forscher- und Gelehrtenleben.
Von der persönlichen Liebenswiirdigkeit und Herzlichkeit des
Verstorbenen zu reden ist unnötig: wir, die ihn Jahre lang ge-
kannt und mit ihm in schriftlichem und miindlichem Verkehr ge-
standen haben, kennen seine lautere Natur und bewahren ihm
ein dankbares Gedenken; anderen kann man davon nichts sagen.
Sein ganzes Verhalten bei der Berliner J ahresversammlung unserer
Vereinigung stand unter dem Zeichen des Abschiednehmens:
noch hat ihm das immer weiter um sich greifende Zuckerleiden
(durch einen Sturz am Mývatn veranlaBt) ein paar Jahregeschenkt,
bis Ostern dieses Jahres sein Ableben allen seinen Freunden
und Bekannten als wirkliche Trauerkunde gemeldet wurde.
Die Vereinigung der Islandfreunde dankt ihm seine Arbeit und
sein Eintreten fiir ihre Belange; sein Name wird mit der Ge-
schichte unserer Bestrebungen unlöslich verbunden bleiben. W. H.