Mitteilungen der Islandfreunde - 01.07.1930, Blaðsíða 37
Die kulturgeschichtliche Seite der Ausstellung wird durch alte und neue schöngeistige
Literatur ergánzt, der sich Lbersetzungen aus verschiedenen Zeiten anschlieBen. Das
gelehrte Schrifttum, ebenso das religiöse beider Bekenntnisse, ist gebiihrend beriick-
sichtigt. Lichtbilder von Handschriften aus der BHltezeit alt-islándischer Dichtkunst
vervollstándigen die Ausstellung.
Aufmerksamkeit verdienen die beigegebenen Stiche, die einen Begriff von der groB-
artigen islándischen Landschaft geben; der Darstellung des Volkslebens ist groBe Sorg-
falt gewidmet. Die Ausstellung ist um so verdienstlicher, als sie zum ersten Male einer
breiteren Öffentlichkeit ein klares Bild vom Kulturleben Islands gab. Wenn man sich
auch eine stárkere Beriicksichtigung der wirtschaftliclien und gesellschaftlichen Zu-
stánde des heutigen Islands gewiinscht hátte, wenn man auch gerade bei dem belegenden
und nachweisenden Charakter der Ausstellung wenigstens etwas vom islándischen
Sprachbau gern erfahren hátte (er wáre an Hand einiger Tabellen ohne weiteres zu
verdeutlichen gewesen), so muB man doch fúr das Gebotene auBerordentlich dankbar
sein. Dazu kommt noch, daB die Ausstellung, vom Kulturgeschichtlichen abgesehen,
zugleich einen Öberblick iiber die Lebensarbeit von Erkes darstellt. Es bedarf keines
Hinweises, was es an liebevoller Einfiihrung und sorgfáltiger Sichtung der erreichbaren
Belege gekostet hat, damit ein solch guter Uberblick zustande gekommen ist.
2. Hamburg
Eine Island-Ausstellung in Hamburg. Zwischen Hamburg und Island haben friiher
enge wirtschaftliche und geisteskulturelle Beziehungen bestanden. Aus diesem AnlaB
veranstaltet die Hamburger Staats- und Universitáts-Bibliothek eine Island-Ausstellung.
Die sehr sorgfáltig zusammengestellte Schau láBt die ehemals so guten Beziehungen
der Hansestadt mit Island lebendig werden. So geben die vom Hamburger Staats-
archiv zur Verfugung gestellten Urkunden Einblicke in das Leben und Wirken der
Hamburgischen Islandfahrerbriiderschaft.
3. Wien
Die Island-Ausstellung in Wien (Terrassensále der Neuen Hofburg) von Maler Theo
Henning enthált 200 Ölgemálde und Radierungen des Kunstlers, der einige Monate
Island bereiste; Fische und Vögel des Staatsmuseums, sowie 3 Vitrinen mit wertvollen
Búchern der Nationalbibliothek. 75 Objekte stellten Dr. Hans und Astrid Jaden (Frauen-
sattel, Hochsitz, Kostúme usw.) und einige Schnitzereien dán. Generalkonsul Medinger
aus.
XII. MÚNZEN ZUR TAUSENDJAHRFEIER
ur Tausendjahrfeier Islands sind von islándischen Kúnstlern entworfene Múnzen
í—J in Deutschland, und zwar in der staatlichen sáchsischen Múnze in Dresden her-
gestellt, die nicht nur in dem Lande, fúr das sie erstellt wurden, Interesse erwecken
werden. Es sind zwei silberne und eine Bronze-Múnze. Die Zehnkronen-Múnze (1)
zeigt auf der Vorderseite den „König von Thule" nach einem Entwurf von Einar Jóns-
son, dem berúhmtesten unter den islándischen Bildhauern, dem sein Volk ein eigenes
Museum fúr seine Kunstwerke errichtet hat. Die Rúckseite trágt das Reichswappen,
von Baldvin Björnsson. Es sei hier gleich hinzugefúgt, daB die Farben der islándischen
Flagge, die mit dem Wappenschild úbereinstimmt, folgende sind: der Grund blau,
der Kreuzbalken rot in weiBer Umrahmung. — Auf der Fúnfkronen-Múnze (2) sieht
man auf der Vorderseite, nach einem Entwurf von Baldvin Björnsson, 'Ulfljót, den
eigentlichen Grúnder des islándischen Althings, vor einer Felsenlandschaft (Almannagjá)
und dabei seinen Spruch: „Med lögum skal land byggja" („Auf Grund von Gesetzen
soll Land besiedelt werden“). Die Rúckseite, entworfen von Guðmund Einarsson,
trágt ein altnordisches Ornament mit der Umschrift „Alþingi vas sett at ráþi ’Ulfljóts
ok allra landsmanna” („das Althing wurde nach dem Rate ’Ulfljóts und sámtlicher
Landsmánner gegrúndet"). Dieser Satz stammt aus der 'Islendingabók des Ari t>or-
gilsson, des „Gelehrten" (hins fróða), der áltesten Chronik des Landes.
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