Mitteilungen der Islandfreunde - 01.04.1931, Blaðsíða 3
reibungslos vor sich gehen konnte und fiir eine dreitágige Verpflegung ftir
eine Menschenmenge sorgen, die etwa einem Drittel der ganzen islándischen
Bevölkerung entsprechen wiirde. Die auswártigen Staaten und Parlamente
wurden eingeladen Vertreter zur Festfeier zu entsenden, und abgesehen
von diesen und ihrem Gefolge war ein gewaltiger Zustrom aus dem Ausland
zu erwarten. Vor allem trafen die Islánder in Amerika gewaltige Vorberei-
tungen, um das Heimatland bei dieser Gelegenheit zu besuchen und fanden
sich dort zahlreich auf zwei groBen Schiffen ein. Ferner hatten die islán-
dischen Studenten zu einer nordischen Studentenversammlung zu sich fiir
die Zeit der Aldingsfeier eingeladen, mit dem Erfolg, dafi einige Hundert
dánische, norwegische, schwedische und finnische Studenten auf einem
eigenen Schiff „Heiliger Olaf" sich einfanden. Die skandinavischen Schiff-
fahrtsgesellschaften, die festen Fahrplan nach Island haben, muBten auBer-
ordentliche Fahrten unternehmen infolge des ungewöhnlichen Zustroms
von Reisenden, und auch die Fáringer kamen auf einem eigenen Schiffe
zur Festfeier. Dazu hatten auch auswártige Staaten Kriegsschiffe abge-
sandt; so kamen die französischen Vertreter mit dem Kriegsschiff „Suffren"
und die Englánder sandten ihre Vertreter auf einem der gröfiten Dread-
noughts der englischen Kriegsflotte „Rodrey". Es ergab sich denn auch
schon lange vor dem Fest selbst, daB das Beben in der Hauptstadt Reyk-
javík einen sehr internationalen Charakter annahm. Die Schulen der Stadt
und andere öffentliche Gebáude hatte man rasch in Hotels und Speise-
háuser umgewandelt und aller unbenutzte Wohnraum in der Stadt wurde
fur die Fremden in Anspruch genommen. Der Hauptverkehr nach der Fest-
státte ging an den zwei letzten Tagen vor dem Fest mit 700 bis 800 Auto-
mobilen vor sich, die der FestausschuB zu diesem Zweck in Dienst ge-
nommen hatte; 25 000 Deute etwa wurden an dem zweiten dieser Tage
auf diese Weise von Reykjavík nach Þingvellir befördert. Auch der „Flug-
verein" Island hatte die ganzen Tage iiber seine Flugzeuge ununterbrochen
auf der Fahrt zwischen Reykjavík und Þingvellir. Dort selbst aber, auf
ebenem Gelánde in der Náhe der Feststátte, war eine Zeltstadt fiir 35 000
Deute errichtet, mit Gassen und StraBen, Wasserleitung, Kaufbuden, Ret-
tungsstation, Telegraphen- und Telephonstation und was eine moderne
Stadt sonst alles braucht.
Das Fest selbst begann Donnerstag, den 26. Juni, morgens 9 Uhr. Aber
schon eine volle Stunde vorher begann sich die Almannagjá mit Menschen
anzufiillen. Ein alter islándischer Choral wurde gesungen und der Bischof
des Uandes, Dr. theol. Jón Helgason, predigte von einer Kanzel aus, die
man hoch oben im Felsen in der Náhe des Wasserfalls der Öxará errichtet
hatte. Niemals wurde auf Island ein Choral gesungen von und gepredigt
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