Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Blaðsíða 2

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ein ununterbrochener Kampf unser harrt. Wohl haben wir einige An- griffe zuriickgeschlagen. Der hohn des Lebens aber ist niemals Ruhe, sondern allein die Möglichkeit, sich weiter zu wehren. Mit dem gesteigerten Verkehr strömen jetzt die Einfliisse des Auslandes iiber unsere Insel; vieles davon kann uns niitzlich sein, wenn wir nicht den gesunden Mafistab verlieren, um all das richtig einzuschátzen und daraus auszuwáhlen. Unserer Sprache aber kommt all dies Neue zu iiberraschend. Sie kann alles benennen, was eines Namens wiirdig ist, aber sie braucht Zeit dazu; inzwischen drángen sich die auslándischen Worte in sie hinein wie ungebetene Gáste und beflecken sie. Aus dem neuen Gesichtskreis kommen neue Stoffe und schwer mag es unseren Dichtern manchmal schei- nen, sie in die Forrnen der alten Dichtkunst zu fiigen. Man mufi darauf gefafit sein, dafi versucht wird, den Stabreim der islándischen Dichtweisen abzutun. Gerade diese beiden Dinge aber: die Reinheit der Sprache und das Stabwerk der Gedichte — die sind von jeher die Anzeichen dafiir ge- wesen, ob die Kultur und die Bildung des islándischen Volkes im Abstieg oder im Aufstieg begriffen war. Gefahr braucht aber nicht nur von denen zu drohen, die unserer Sprache und unserer Bildung Tor und Tiir öffnen wollen fiir fremdes Strandgut. Nicht weniger bedenklich ist das Bestreben, unser Dand zu einem Kuhstall des Nur-Volkstiimlichen zu machen, in den kein Sonnenstrahl von aufien eindringt, wo in Zeit und Ewigkeit nur die Eddas und alten Sagas gekáut und wiedergekáut werden. Eine solche Abschliefiung miifite zur Eolge haben, dafi die auslándischen Einfliisse spáter mit um so gröfierer Heftigkeit und Riicksichtslosigkeit hereinbráchen, und dann gescháhe eins von beiden: entweder fegten sie unsere alte Kultur restlos hinweg oder es entstiinden auf Island zweierlei Bildungsschichten, wobei jeder der Teile zu kurz kommen wiirde. Es ist schwer zu sagen, was schlimmer sein wiirde. — So iibel aber brauchen die Dinge nicht zu laufen. Das gerade bezeugt ja die Gesundheit unserer Bildung, dafi sie von anderen Völkern gelernt und angenommen hat, ohne ihr eigenes Wesen aufzugeben, — dafi sie sich bereichert hat, ohne dariiber selbst zu zerbrechen. Und so kann es auch weiterhin sein. Dann aber tut uns not, als Gegengewicht gegen die auslándischen Einfliisse, eine umfassende Kenntnis und ein tiefgehendes Verstándnis unserer Uite- ratur von Anfang bis zu Ende, nicht zum wenigsten gerade auch der letzten Jahrhunderte. Das Mifiverstándnis jener Beute, die einen Unterschied machen zwischen „altislándisch“ und „neuislándisch", wirft nicht nur ein falsches Licht auf die Vergangenheit, sondern erzeugt auch Verantwor- tungslosigkeit gegeniiber der Zukunft. Man wird leichter fertig mit dem „Neu-Islándischen“, wie die Beispiele der anderen nordischen Sprachen 28

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