Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Qupperneq 11
fruher nach einem anderen Sánger aufgenommenen hiedes. Die Rolle 60
bringt eine Anzahl interessanter Dieder. Das vierte Died dieser Rolle ist
wohl identisch mit der rhythmischen Aufzeichnung Nr. io auf S. 368 in
dem erwáhnten Bericht der ZfMW. Es ist wieder eine halbgefliisterte Ko-
pierung, die sich tonal kaum aufschreiben láBt. Die Eieder 6 und 7 dieser
Rolle sind Kopierungen nach dem Dandstreicher „Gvendur dúllari"; das
letztere in Varianten friiher aufgenommen. Das letzte (neunte) Eied dieser
Rolle zeigt xibrigens, wie wenig bemerkenswert die Dieder dieser Sángers
rnanchmal sein können. Auch die Rolle 61 bringt im ganzen neun Reim-
weisen, deren letzte zweimal vorgetragen wird, um die Rolle zu fúllen. In-
dessen ist auch hier Interessantes mit Uninteressantem gemischt. Das erste
Died der Rolle ist eine eigenartige Kopierung, mit unterbrechenden stöhnen-
den Glissando-Phrasen ohne Worte, die auch zum SchluB des Uiedes zwei-
mal angehángt werden. Das vierte Eied der Rolle dúrfte auslándischen
und neueren Ursprungs sein und wurde versehenthch aufgenommen. Am
SchluB des fúnften Diedes ist ein deutliches fp oder sf p mit anschlieBendem
crescendo zu hören, wesbalb man annehmen darf, daB dies beim dritten Died
der Rolle 59 auch der Fall sein soll. Das sechste Died der Rolle 61 ist die
Variante eines frtiher aufgenommenen Diedes. Die Rolle 62 bringt nur noch
zwei Uieder (Kopierungen) dieses Sángers, von denen er das letztere zwei-
mal vortrágt. Es ist dies eine Art Koloratur-Bravour, wobei die Worte teils
unverstándlich sind und teils wegfallen. Von den 150 Liedern, die der
Sánger konnte, nahm ich weitere nicht auf, da sie mir nicht bemerkenswert
schienen. — In derselben Nacht reiste ich mit dem Auto nach Borgarnes,
wo ich am náchsten Morgen ein nach Reykjavík abgehendes Motorboot
erreichte, so daB ich nach kaum vier Wochen Abwesenheit mich dort von
der anstrengenden Reise erholen konnte. Den Rest der Rolle 62 besang in
Reykjavík ein junger Mensch aus demEyjafjörður; tiefe Stimme. Seine Eieder
sind nicht sonderlich bemerkenswert. tíbrigens enthált die Rolle 62 einige
gestörte, aber leicht erkennbare Zwischenráume zwischen den einzelnen
Eiedern. Derselbe Sánger singt auch die ersten Dieder der Rolle 63, erst
ein Died zweimal; dann fángt er es nochmal an, unterbricht es gleich zu An-
fang, um dann ein anderes Died vorzutragen, dessen Variante fruher auf-
genommen wurde. Der Vortrag ist auch in tonaler Hinsicht ziemlich un-
deutlich. Auf derselben Rolle anschlieBend trágt dann ein Sánger mittleren
Alters aus der Rangárvallasýsla, Súd-Island, eine Reimweise zweimal vor. Bei
diesem Sánger wie auch bei dem vorletzten aus dem Eyjafjörður könnte man
eine Neigung zur Chromatik feststellen. Vielleicht handelt es sich nur um
eine schwankende bzw. glissandierende Tonalitát. Vielleicht handelt es
sich auch um einen spáteren mehr in verkehrsreicheren Gegenden und im
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