Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Síða 18

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Síða 18
zusammen mit Reinhard Prinz zu einer Besichtigung des Hofes Reykir in der Mosfells- sveit ein. Es wurde dort den staunenden Besuchern ein kleines Treibhaus gezeigt, das erste auf Island, das, umgeben von heifien Quellen, durch eine einfache Rohr- leitung geheizt wurde. Es tauchte in mir schon damals der Plan auf, an der Ent- wicklung dieses Betriebes mitzuarbeiten, der durch seine gute Lage, 18 km von der Landeshauptstadt, und durch seinen Reichtum an kaltem und heiBem Wasser ideale Grundbedingungen för den Gartenbau bot. Die heute meiner Leitung unterstehenden Anlagen bedecken eine uberglaste Fláche von iiber 2000 qm und umfassen' vier kleine und zwei groBe Háuser sowie 350 Mist- beete. Auch an anderen Stellen Islands ist man zum Bau von mehr oder minder groBen Treibhausern iibergegangen, von denen als mit heiBen Quellen geheizt be- sonders die Gartnerei des islandischen Staates in Reykir im ölfus (gebaut 1931) und die Einfamilienanlage des Herrn Hoyer in Hveradalir an der OstlandstraBe bekannt sind. Bei den för Gartenbau in Betracht kommenden Lándereien mit heiBen Quellen sind besonders drei Typen zu unterscheiden: a) Quellen mit reichlich abflieBendem heiBen Wasser, aber eng begrenzter Boden- hitze; b) Quellen, die aus stark sprudelnden Trichtern bestehen, in denen Wasser oder Schlamm heftig kocht, aus denen aber wenig Wasser abflieBt und in deren Um- gebung der Boden nicht nennenswert heiB ist. c) Quellen mit reichlichen AbfluB von heiBem Wasser und fláchenhaft verbreiteter feuchter Bodenhitze. Von diesen drei Quelltypen ist der zweite am wenigsten fur Gartenbau geeignet. Ich záhle ihm zum Beispiel die Hauptquelle von Krísuvík auf Reykjanes bei. Diese Art von Quellen wird man vermutlich nur zur indirekten Heizung benutzen, indem man in ihnen eine Art Zentralheizungsanlage verankert, durch die kaltes Wasser im Umlauf erhitzt wird, ein Verfahren, das sich bei den anderen beiden Typen erubrigt. Am wichtigsten und interessantesten ist der Typus c, för den unser Reykir in der Mosfellssveit ein ausgezeichnetes Beispiel bietet. Zwischen einer verschieden tief gelagerten Lehmschicht und der Oberfláche eines fruchtbaren Bodens breitet sich das Wasser oft unsichtbarer Quellen fiáchenhaft aus und erhitzt ganze Ácker mehr oder minder gleichmáfiig. Sieht man an einem kuhlen Fröhlingsabend einen Mann den Boden aufgraben, so zieht mit jedem Spatenstich, jeder Grabfurche ein feiner Dampfschleier hoch und láBt die Umrisse des Arbeitenden márchenhaft verschwinden. Lange ehe im ubrigen Lande die Ernte der Kartoffeln und Ruben beginnt, kann der Bebauer solchen Landes seine Ernte in Reykjavík verkaufen. Wenn dagegen ein trockener und kalter Sommer eintritt, dann brennen ganze Stucke aus der Hofwiese aus, die Röben werden holzig und Salat und Kohlarten schieBen vorzeitig in Blöte. Auch in den Treibháusern herrschen ganz abnorme Verháltnisse. Was soll man auch anders erwarten, wo das Thermometer in 50 cm Bodentiefe auf 50—6o° Celsius steht. Von mehrjáhrigen Kul- turen darf man da nicht verlangen, daB sie, einfach ausgepflanzt, ausdauern. Wir haben Experimente mit Bodenisolation im Gang. Auch die einjáhrigen Treibkulturen benehmen sich ganz rátselhaft. Zum Beispiel ist oft eine ganz unnormale Wachstumsenergie zu beobachten. Die Arbeit des Be- schneidens der Tomaten und Gurken — um die Hauptkulturen zu nennen — drángt sich auf so kurze Zeitabschnitte zusammen, daB man gar nicht mitkommt und, um Fruchtertráge zu bekommen, ganz neue Schnittmethoden herausfinden muB. Auch die Empfindlichkeit fur Pflanzenkrankheiten ist sehr groB, so daB das Konto „Pflanzen- schutzpráparate und Spritzarbeit" schwer belastet ist. DaB derartig unterheizte Háuser an Sonnentagen unglaubliche Mengen an GieB- wasser verschlingen, wird jeder Laie verstehen. 44

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