Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Side 22

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.12.1931, Side 22
herum Hekla, Torfa- und Tindfjallajökull und Þríhyrningur. Nach etwa i Stunde ritten wir durch die Rángá und auf kahle Höhenrflcken an ihrer Stídseite hinauf, die Dalöldur und Kerlingarhraun heiBen, dann wieder in ein Tal hinab und kurz nach- einander durch zwei enge Passe, deren erster Hungurskarð, „Hungerscharte", heiBt. Hier liegt der Weg dicht an den Nordhangen des Tindfjallajökull vorbei, an denen Schreitgletscher und Schneefelder tief hinunterreichten. Jedoch lag der Hauptteil des Gletschers in Wolken und Nebel, die bald auch die flbrigen Berge einhullten. Darauf ging es tiber den Höhenrticken Faxi, die Wasserscheide zwischen Rángá und Markarfljót, und nun ziemlich schnell zum Markarfljót hinab, dessen Furt dicht ober- halb der Einmtindung der vom Tindfjallajökull kommenden Hvítmaga ist. Diese Stelle heiBt Krókur, ,,Haken“, da der FluB hier einen scharfen Knick macht. Er flieBt zwischen hohen und steilen Ufern, dicht oberhalb und unterhalb der Furt in einer schmalen Schlucht, die oberhalb so eng ist, daB man Bohlen úber sie legen kann, um die Schafe hintiberzutreiben. Hier ist auf dem Westufer des Flusses eine kleine Htitte und ein Pferch ftir Schafe, die die Bauern beim Einsammeln ihrer Schafe im Herbst brauchen. Da sie dabei, sowie auch beim Auftrieb der Schafe ins Hochland im Frtih- jahr, den von uns bisher gerittenen Teil des Weges brauchen, ist dieser ziemlich gut imstande und tiberall zu erkennen. Das Markarfljót hat weiter oberhalb, nicht mehr weit vom Torfajökull entfernt, noch eine zweite Furt, die besser ist und frtiher auch öfter gebraucht wurde, von der auch die Htitte im Hvanngil, in die ich am Abend kommen wollte, gut zu erreichen sein soll. Jetzt im Herbst war der FIuB aber auch hier im Krókur klein und leicht zu waten. Hier kehrte Runólfur um. Ich war nun auf seine Angaben úber den Weg ange- wiesen, dazu auf die Wegspuren, die ich nicht verlieren durfte, und auf meinen Taschen- kompaB. Die Karten, die es hier gibt, hatten weiter keinen Wert, als daB sie die Haupt- richtung ungefáhr erkennen lieBen. Ich setzte meinen Weg nicht ganz leichten Herzens fort. Schon wáhrend wir tiber das Kerlingarhraun und den Faxi ritten, hatte es geregnet, und ich muBte jede Stunde mit neuem Regen rechnen. Die Angaben Runólfs tiber den Weg und die Lage der Htitte im Hvanngil, die ich unbedingt am Abend erreichen muBte, da ich kein Zelt hatte und bei diesem Wetter die lange Herbstnacht nicht drauBen liegen konnte, waren sehr unklar. Auch waren es nur noch 2 oder 2% Stunden bis zum Dunkel- werden, und solange muBte ich nach Runólfs Schilderungen bis zum Hvanngil rechnen. Aber ich entschloB mich docli, zu gehen. Zunáchst hatte ich noch deutliche Weg- spuren, bis der Weg sich nach etwa einer halben Stunde gabelte. Das rechts unter mir flieBende Markarfljót bog hier scharf nach rechts in eine enge Schlucht ein. Gerade- aus ging ein Seitental auf den Torfajökull zu, von dern aber in dem trtiben Wetter nichts zu sehen war. In das Tal hinein ging der linke Teil des Weges, aber es war zu erkennen, daB er hauptsáchlich von Schafen ausgetreten war. Es war offenbar der Hauptweg der Bauern beim Einsammeln der Schafe im Herbst. Der rechte Teil des Weges, der zum Knick des Markarfljót hinunter abbog, war ein Reitweg, aber seit langem nicht gebraucht. Dies muBte der richtige Weg sein, das ging auch aus den Angaben Runólfs hervor. Aber sowie er von dem gras- und moosbewachsenen Hange auf kahles Geröll ftihrte, war von ihm keine Spur mehr zu erkennen. Nur im Grase hatte sich der ausgetretene Pfad erhalten, weil er noch nicht wieder zuge- wachsen war. Auf dem unteren Hange, im Talgrunde und bei dem Anstieg auf der anderen Seite fand ich nirgends eine Wegspur wieder. Ich kam dicht an den Knick des Markarfljót. An ihm mtindet ein kleiner NebenfluB ein, der aus dem Seitentale kommt. Die Kluft, in die das Markarfljót einbiegt, ist so eng, daB es aussah, als ver- schwinde es plötzlich im Felsen, und ich wuBte mir tiberhaupt nicht zu erkláren, wohin es flieBen mochte. Die Höhe jenseits hatte wieder Graswuchs und ich fand den Weg wieder, und sah 48

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