Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 23
LÆKNABLAÐIÐ
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immer um ein Zoster idiopaticus handelt. In diesem Zusammenhang heben
viele Forscher hervor, dass die verschiedenartigen Krankheitszustánde wie
verschiedene Infektionen, Intoxikationen mechanische Lásionen, Tabes etc.
bei welchen Zoster háufig auftritt, meistens nur als praedisponierende Mo-
mente zu betrachten sind, und dass die charakteristischen Entziindungs-
phánomene in den Ganglien bei anatomisch untersuchten Fállen ubersehen
worden sind, nur auf Grund einer unrichtigen Segmentdiagnose. Es wird
weiter hervorgehoben, dass Zoster nun so gut von Herpes simplex (oft
symptomatisch) abgegrenzt worden ist, dass eine Verwechslung kaum vor-
kommen sollte. Manche meinen, wie bekannt dass das Zostervirus mit
dem Poliomyelitis — und Varicellen-virus nahe verwandt ist (in Bezug
hierauf siehe z. B. Ol. Thomsen 1934). Trotz dieser modernen Ten-
denz gibt es noch zahlreiche Forscher, welche an die Existenz eines echten
sekundáren Zosters glauben. Ohne im geringsten dieses spezielle bakterio-
logische Problem betreffs des Zoster idiopathicus zu beruhren, eine Frage
welche uns hier durchaus nicht angeht, bcstchc ich mit Bestimmtlieit dar-
auf, dass dcr Krankheitsfall, dcn ich besChricben habc, ein wirklich typisclier
Fall von Herpcs Zoster hacmorrhagicus, dcr nichts mit irgendeiner Infek-
tion cu tun hat sondern ausslieslich durch Krebsmetastascn in den Spinal-
ganglicn sclbst hervorgerufen ist, eincn gúltigen pathologisch-anatomischen
Bcwcis fúr die Existcns von cchtcm Zostcr symptomaticus licfcrt.
Diskussion. Zum Schluss einige Worte zur genaueren Erklárung. Zu-
náchst wollen wir von den starken akuten Veránderungen (primáre Va-
kuolisation, Koagulations-nekrose), welche nur in den Ganglien vorkamen,
wo die Krebsmetastasen lagen absehen, und uns den chronischen Verán-
derungen (lipoide Degeneration, sekundáre Vakuolisation etc.) zuwenden,
welche in Bezug auf die úbrigen Ganglien schon beschrieben worden sind.
Wie bereits in der Einleitung enváhnt, entsteht die Frage inwieweit diese
chronischen Veránderungen in den Spinalganglien der perniziösen Anaemie,
dem Cancer oder beiden zuzuschreiben sind. Ich bin der Auffassung, dass
sie Zum grössten Teil durch die Anaemie verursacht sind. Als Stútze fúr
diese Behauptung möchte ich hervorheben, dass der Patient schon im Jahre
1927 mit schwerer Myelopathie eingelegt wurde, und die neurologische
Diagnose lautet auf ausgesprohene Sklerose der Seiten- und Hinterstránge;
erst in 1932 aber wird der Patient eingelegt auf Grund eines Magenlei-
dens, verbunden mit Schmerzen und Schluckljeschwerden. Wáhrend vieler
Jahre hat also der Patient schon an perniziöser Anaemie mit ausgesproche-
nen Degenerationen und Sklerose im Nervensystem, mit entsprechenden
nervösen Erscheiningen, Akroparaesthesien etc. gelitten, ohne dass man
den geringsten plausiblen Grund haben konnte an einen Cancer zu denken.
Man kann sich schwer vorstellen, dass die Spinalganglien wáhrend des
schweren und langwierigen Riickenmarksleidens nicht mitangegriffen ge-
wesen sind.
Bei Tabes dorsalis, einem degenerativen und sklerotischen Prozess, wel-
cher mit der perniziösen Myelopathie eng verwandt ist und ihr ausserordent-
lich ánlich sein kann, weshalb die beiden anfangs auch verwechselt wurden,
hat man in der allerletzten Zeit (De Castro 1932) gerade in den Hinter-
wurzeln Veránderungen mit typischer Fettdegeneration und sekundárer
chronischer Vakuolisation in den Spinalganglien konstatieren können.