Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 50
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LÆKNABLAÐIÐ
der Nervenzellen einen positiven Erfolg gehabt (Einarson 1932). Das
Verfahren ist rein progressiv, eine tíberfárbung tritt nie ein, und man
ist vollkommen Herr iiber der Intensitát der Mitfárbung. Besonders die
Verbindung von Gallocyanin und Chromalaun hat sich als áusserst wehrt-
voll fiir die exachte Darstellung der Nervenzellen im Sinne Niszls erwie-
sen. In meiner Erfahrung hat die Methode sich glánzend bewahrt, und
ist tatsáchlich die einzige Methode, die eine Beurteilung der chromophilen
und chromophoben Zustánde der Nervenzellen erlaubt (Einarson 1933)-
Es ist deshalb unbedingt erforderlich, wie olien in der Einleitung beriihrt,.
dass man die Gallocyanin-chromlackfárbung und deren Eigenschaften mit
Rucksicht auf des Áquivalentbild der Nervenzellen genauer analyziert.
Als bekannter Verfechter einer phyikalischen Erklárungsweise der ein-
fachen substantiven histologischen Fárbung ist erstens v. Möllen-
dorff (1923, 1924) zu nennen. Dieser Forscher fúhrt das We-
sen der Farbstoffverteilung ini Geweb vor allem auf physikalische
Eigenschaften zurúck, die in direktem Zusammenhang mit der Di-
spersitát der Farbstoffe stehen. In erster Linie kommt die Dif-
fusionsgeschwindigkeit der Farbstofflösungen in Betracht, die ihrerseits
schliesslich von der Dichte der Gewebe und der Dispersitát der Farblösung
abhángig ist; dadurch wird erstens die Reihenfolge der Fárbung der Struk-
turelemente, zweitens die Geschwindigkeit des Fárbeprocesses bedingt; sa
werden die Dichteverháltnisse der Strukturen hervorgebracht. Demgemáss
unterscheidet v. Möllendorff zwischen einer Durchtránkungsfárbung (dif-
fusive staining; Dfg.) und einer Niederschlagsfárbung (precipitative stai-
ning Nfg.). Die Dfg erreicht man bei der Anwendung aller sauren Farb-
stoffe, die Nfg nur bei basischen Farbstoffen, wobei die Niederschláge sich
in der Regel nur an Strukturoberfláchen bilden.
Pischinger (1926) hat gezeigt, dass die Fárbungsintensitát bei Fixierung
in absolutem Alkohol und nachheriger Fárbung mit dem basischen To-
luidinblau resp. dem sauren Cyanol, eine direkte Funktion der pH der
Farblösung ist. Beim Puffern der letzteren ad modum Pischinger lásst
sich der isoelektrische Punkt der Gewebeteile ungefáhr bestimmen. Dies-
hat ihn zu einer elektrostatischen Auffassung der histologischen Fárbung
gefúhrt. Demgemáss bekommt man bei den Nervenzellen, beim Fárben
mit einer Toluidinblaulösung deren pH sich zwischen dem Fárbungsab-
falle der Neurofibrillen und dem der Niszlschollen bewegt, ein reines Kern-
Niszlbild. So fárben sich die Nisslkörper noch schwach bei einer pH 2.7,.
aber jede Fárbung der Neurofibrillen wird schon bei einer pH 4.2 gehin-
dert. Fúr das Cyanol gelten dieselben Zahlen, aber natúrlich in umgekehr-
tem Sinne. — Pischinger (1927) nimmt keinen entgúltigen Standpunkt
gegen v. Möllendorffs Auffassungen, bezweifelt aber die dominierende Be-
deutung der Dispersitát und Diffusion in Sinne v. Möllendorffs, und eine
Unterscheidung in Dfg und Nfg lehnt er ab.
Unna (1887, 1928) betrachtet die histologische Fárbung als letzten En-
des von chemisdíen Affinitáten bestimmt und teilt den Fárbeprocess in
zwei Phasen ein. Die erste Phase, wobei physikalische Faktoren wie Kapil-
laritát und Adsorption zur Geltung kommen, fúhrt zur zweiten Phase, der
eigentlichen Fárbung, in der rein chemische Vorgánge beteiligt sind (sieht
auch Unna und Golodetz 1912).