Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 55
LÆKNABLAÐIÐ
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1(1) und (2) stellen zwei Möglichkeiten von Koordinationsformeln des ent-
•standenen Lackes dar, wobei die punktierten Verbindungsstriche die Ne-
benvalenzbindungen ausdriicken. In (1) sind beide Nebenvalenzen am Ke-
tonsauerstoff (= O), in (2) sowohl am Keton- (Carbonyl O) wie Oxazin-
sauerstoff abgesattigt dargestellt.
Wie ich hier den Vorgang der Lackbildung dargestellt habe, geht un-
mittelbar hervor, dass dcr Proscss mit dem Freiwerden von Sdnre (H2
SOi) vor sich geht; dics ist aucli in voller Úbereinstimmung mit dem in
Tabelle I gczeigtcn plötzlichen Fall der pH. Obwohl die Koordinations-
formeln in vieler Hinsicht als hypothetisch zu betrachten sind und der
Vorgang wohl komplizierter ist, so ist man nicht desto weniger zu dem
Schluss berechtigt, dass etwas in diese Richtung tatsáchlich vor sich ge-
Iien muss; auch darf ich hoffen, dass diese Resultate als Richtschnur fiir
weitere Versuche dienen werden können.
Der neu entstandene chemische Körper, der Lack besitzt als Farbstoff
ausgesprochen basische Eigenschaften. Er fárbt die in reinem Alkohol
fixierten Nisslschen Elemente der Nervenzellen so selektiv und intensiv,
ist ausserdem, als mit den ublichen basischen Anilinfarbstoffen verglichen,
•so verháltnismássig unabhángig von der Art des Fixativs (Einarson 1932,
u. in J. comp. Neurol., jetzt im Druck), dass man unwillkúrlich sofort an
•chemische Affinitáten denkt. Fúr die Verteilung im Gewebe von Chroma-
laun bezw. Farbstoff allein, kommen solche Affinitáten einfach nicht in
Frage; dort scheinen ganz andere Gesichtspunkte zu gelten (sieht spáter).
Ich bin jetzt zu dem Kern unseres Problemes, dem Erforschen des Mecha-
nismus der Verbindung von Farblack und Gewebe gekommen.
Wir betrachten wieder die Tabelle I. In Lösung Nr. 1 werden die Schnitte
makroskopisch ziemlich tief und vollkommen homogen gefárbt; die Farbe
ist grau mit einem leichten bláulichen Hauch; sie sehen bedeutend dunk-
ler aus als diejenigen Schnitte, die in der Normallösung Nr. 9 gefárbt
sind (sieht spáter). Mikroskopisch besteht eine Allesfárbung, d. h. wir be-
kommen die typische, unspezifische, diífuse Fárbung (Durchtránkungsfár-
bung) eines sauren Farbstoffes. Diese Fárbung wird durch verschiedene
physikalische Faktoren, die hier nicht weiter berúcksichtigt werden sollen,
bedingt, und worauf ich in einer spáteren Mitteilung eingehen werde. Fig.
15 zeigt uns das mikroskopische Bild; die Zellen heben sich von dem dif-
fus gefárbten Hintergrund als etwas dunklere Schatten hervor, obwohl man
makroskopisch keinen Fárbungsunterschied der grauen und weissen Sub-
stanz wahrnehmen kann. Dies beruht wohl auf der schwachen Acidophilie
der Nervenzellen (acidophiler Komponent der Nissl Schollen?). Das Ka-
ryoplasma ist verliáltnismássig tief gefárbt, was zu einem schlechten Kon-