Læknablaðið - 01.12.1934, Blaðsíða 63
LÆKNABLAÐIÐ
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bezw. OH-Gruppe, die Nebenvalenzen an den Keton-bezw. Oxazinsauer-
stoff gebunden gedacht werden, wodurch die obige Einzelformel entsteht.
Wir sind jetzt zum Kernpunkt des Chemismus der Kettung von Lackion
und Gewebe gekommen, wobei ich hier nur kurz meine Theorie der Fár-
bung der Nissl Körper mit Gallocyanin-Chromalaun formulieren werde.
— Wir teilen den Mechanismus der Kettung von Gallocyaninlack und
Nissl Substanz in zwei Phasen ein, und zwar erstens die Nebenphase, die
nur aus Hilfsfaktoren physikalischer Natur besteht, und zweitens die
Hauptphase, die der eigentlichen Kettung, welche rein chemischer Natur ist.
(1) dast entstandene positiv geladene Lackion wird von den negativ
geladencn Kolloidtcilchen gcmass dcm Gibbs—Tliomsonschen Theorem ad-
sorbiert.
(2) cs entsteht zwischen dem adsorbierten Lackion und den sauren
Eiweissen dcr Nissl Substanz eine stabile chemische Verbindung die ge-
fdrbte Substanz, die als eine wirkliche Tripelverbindung aufzufassen ist.
Dabei spielt das komplexe Metallkation Cr(H20)6 +++ die Rolle cines
chemischen Bindegliedes zwischen dem GaUocyanin einerseits und der Nissl
Substanz andcrerseits.
Zum Vergleich kann man sagan, dass das metallische Element einem
Amboceptor, die Farbe dem Komplement entspricht. — Die Phase (1) kann
fiir den positiven Anschlag der Reaktion an sich nur eine geringe Rolle
spielen, denn bei der pH. 1.84 der Normallösung miissen die Nissl Körper
schon eine relativ herabgesetzte Negativitát oder sogar teilweise eine ge-
wisse Positivitát erhalten haben, und doch bekommen wir hier bei der gun-
stigsten Alaunkonzentration die schönste und theoretisch wichtigste Fár-
bung. Bei der Entstehung des chromophilen bezw. chromophoben Zustandes
des Zellprotoplasmas spielt die Adsorption wahrscheinlich/ eine grössere Rol-
le, denn wie oben gesagt ist die Menge des adsorbierten Stoffes proportional
der Oberfláche des adsorbierenden Körpers, und solche physikalische Zu-
standsveránderungen können unter anderem sehr wohl der Chromophilie
bezw. Chromophobi zu Grunde liegen. — Die hier hervorgesetzte Theorie
ist nur in Bezug auf die Gallocyaninlackreaktion zu betrachten; soweit
aber ist sie in Úbereinstimmung mit den mehr allgemein histologisch formu-
lierten Gesichtspunkten Unnas und Bechers, des letzteren speziell mit Ruck-
sicht auf die Theorie der Beizenfárbungen úberhaupt. — Andererseits
betrachte ich die einfachen substantiven Fárbungen mit sauren und basischen
Farbstoffen als rein physikalisch bedingt (Pischinger, v. Möllendorff) ;
dies trifft besonders bei der Fárbung der Nervenzellen mit Toluidinblau
bezw. Cyanol schön an, wie Pischinger gezeigt hat.
Es gilt áls eine festgestellte Tatsache, dass die Metallbeizen sich im
Gewebe oft anders verteilen als die gelösten Farblacke derselben Metalle,
worauf ich schon oben kurz hingewiesen habe. Wie Becher hervorhebt gibt
die Vorbeizung mit essigsaurer Tonerde und Nachfárbung keineswegs so
reine Kernfárbungen wie die Fárbung mit dem gelösten Aluminiumlack.
Dasselbe gilt auch von dem Chromalaun und dem Gallocyanin-Chromlack.
Fig. 18 stellt eine Zelle nach Vorbeizung in 5%-igem Chromalaun (etwa
54 Stunden) und Nachfárbung in heisser wásseriger Gallocyaninlösung.
Es resultiert erstens eine diffuse Allesfárbung (Dfg) ebenso wie beim
sauren Farbstoff allein, zweitens aber werden die Nissl Körper sowie der