Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1929, Síða 3
Von tíbermacht gehetzt von Ort zu Ort
Verbirg dich in der Wiiste Schofi.
Unheil dir folgt, wohin dein FuJ3 sich wendet,
Bis Zauber einst dein I,eben schmahlich endet.
Doch, wo auch immer du verborgen weilst,
Um dich in Nacht und Öde zu verstecken,
Mein Schatten folgt, wohin du immer eilst,
Mein Schatten folgt, dich, Trotzigen, zu schrecken.
In banger Nachte einsam miidem Zagen
Umstarrt dich meiner Augen Glut.
Dich packt Entsetzen, und in wildem Jagen
Zerbricht dein stolzer Úbermut.
So ziehe hin, der du micli stolz besiegt,
Bis meinem Fluche deine Kraft erliegt." —
Und Glam verstummt. Es schweigt die finst’re Nacht,
In deren Dunkel jetzt sein Wort verklang. —
Aus dumpfer Ohnmacht Grettir nun erwacht,
In die ihn Grauen und Ermattung zwang.
Er starrt ins Dunkel mit verstörtem Blick.
Was er vollbracht, er weii3 es kaum,
Doch ahnend schaut er, wie im Traum,
Ein unerhörtes, schreckliches Geschick.
Oberursel i. T. Theodor Jilke
II. WIEGENLIED
von Davið Stefánsson
Die Nacht schleicht uber See und Au,
man schlieBt jetzt Hiitte und Halle,
und still es ist in Stadt und Gau
und schlafen gehen alle.
Der Berg verbirgt der Sonne Glut,
in jedem Hiigel alles ruht,
im Schilf der Schwan sich bettet weich *
und die Forelle im Bache und Teich.
Nun schlaf an meinem Busen, Kind,
ich werde sanft dich wiegen,
die Muscheln bringt der Traum gelind,
die Vögel zu dir fliegen,
und wird es kalt und wird es sacht
und wird es dunkel in der Nacht
und was sonst irret in der Welt,
der Herr in seiner Hut dich hált.
Úbersetzt von Alexander J óhannesson
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