Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1929, Síða 11
schwerbetroffenen Hinterbliebenen. „Ach sie haben Einen guten Mann begraben; Und
roir war er mehr."
VI. PERSONEN UND STAMMTAFELN DERISLÁNDER-
GESCHICHTEN
ie unsere „Mitteilungen", Jahrg. 15 (1928), S. 65 erwahnten, stellte unser Mitglied
W George AinslieHight dasErscheinen eines Buches „A biographical dictionary of the
Icelandic sagas" in Aussicht; sein Zweck sollte sein, durch tibersichtliche Zusammen-
stellung der Personennamen und Genealogien aus den wichtigsten islandischen Ge-
schlcchter-Sagas dem Leser der Sagaliteratur zu helfen, auf diesem ausgedehnten und
zum Teil etwas verwickelten, wenn nicht gar verworrenen Gebiete altislandischen
Schrifttums sich leicht und sicher zurechtzufinden.
Das angekundigte Werk liegt jetzt fertig ausgearbeitet vor. Da die Zahl der Vor-
bestellungen aber nicht hinreichte, um mindestens die Druckkosten sicherzustellen,
so lieB sich leider kein Verleger finden und die Herausgabe des Buches muB einstweilen
unterbleiben. Um unter diesen Umstanden die wertvolle Arbeit, die den FleiB langer
Jahre, ausgezeichnete Fachkenntnisse und sorgfaltige, mit groBer Liebe und Begei-
sterung unternommene Einzelstudien in sich verkörpert, nicht völlig brach liegen zu
lassen, so entschloB sich der Verfasser dankenswertenveise, von der Urschrift seines
Werkes zwei Exemplare, die in Maschinenschrift angefertigt sind, der Allgemeinheit
zugangig zu machen. Das eine erhielt die Bibliothek des „Rhodes House" zu Oxford in
England; das zweite verehrte Herr Hight dem Referenten, der es mit Zustimmung des
Verfassers in die Islandica-Sammlung der Universitats- und Stadtbibliothek zu Köln
einreihte. Hierdurch steht das Werk jetzt auch in Deutschland der Öffentlichkeit zur
Verfiigung.
Das , .Biographical Dictionary" fiillt einen starken Quartband von 371 Seiten und
besteht aus zwei Hauptteilen. Der erste Teil von 239 Seiten, die Seite je 25 Zeilen, ent-
hait in alphabetischer Reihenfolge iiber 530 Namen von Personen, die in den (28) be-
kanntesten und wichtigsten ,/Islendingasögur", den beruhmten islándischen Familien-
geschichten, eine Rolle spielen. Jedem Namen folgt ein Hinweis, in welcher Saga oder
welchen Sagasersich findet; dann wird von jederPersönlichkeit, je nach ihrerBedeutung,
niehr oder minder ausfúhrlich mitgeteilt, was die Sagas oder auch andre Quellen von
ihr berichten. Die Angaben umfassen bei einzelnen Namen wie Egill Skallagrímsson,
Grettir'Asmundarson, Njáll Thorgeirsson usw. an 4 und mehr Seiten; aJle geben in
klarer Darstellung ein deutliches Lebensbild der geschilderten Personen. Die wissen-
schaftlichen Anforderungen, die sich an ein biographisches Lexikon dieser Art billiger-
weise stellen lassen, werden durchweg durchaus befriedigend erfúllt.
Der zweite Hauptteil des Werkes bringt auf 92 Tafeln rund hundert Stammbáume
oder Genealogien. Ein mit Sorgfalt ausgefúhrtes alphabetisches Verzeichnis der in
diesen Stammtafeln erwáhnten Mánner und Frauen weist. úber 1200 Namen auf. Bei
jedem Namen ist angegeben, zu welchem Stammbaum er gehört. Ferner bietet das
Buch noch in zeitlicher Ordnung eine Auswahl von rund 200 Daten aus der islándischen
Geschichte von etwa 870—1031 oder von Islands Besiedlungszeit und dem darauf
lolgenden Jahrhundert. Mögen manche dieser Daten mehr oder weniger umstritten
bleiben, so geben sie doch in ihrer Gesamtheit einen trefflichen Uberblick uber den er-
staunlichen Reichtum an geschichtlichen Tatsachen und Ereignissen, die den Hinter-
grund der islandischen Familiengeschichten bilden. Neben den 28 eigentlichen Tslen-
dingasögur, die das „Dictionary" behandelt, fehlt es in dem Werke úbrigens nicht an
Hinweisen auf andre Gattungen der altislándischen Literatur, z. B. auf die Heimskringla
des groBen Historikers Snorri Sturluson. Auch Tslendingabók und Kristnisaga sind be-
rúcksichtigt, doch im Verzeichnis der Abkúrzungen nachzutragen.
Wie eingangs bemerkt, bleibt es recht bedauerlich, daB die beabsichtigte Druck-
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