Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1929, Page 21
15- Eine Fupwanderung zur Ashja unternahmen in diesem Sommer Dr. Paul Wolski
aus Wiesdorf bei Köln nebst Frau und Schwester; sie verlieBen die gebahnte StraBe
vom Muckensee nach dem Ostland beim Vulkan Hrossaborg, gingen am Fufie der
Herðubreið entlang und erreichten das Innere der Askja durch das Tal Öskju-Op.
Die Witterung wurde hier sehr winterlich und die Reisenden muBten drei Tage lang
im Nebel und Schneesturm im Zelt zubringen. Aus der Askja gelangten sie uber das
Odáðahraun wohlbehalten zum Hofe Svartárkot und nach Akureyri. Trotz der groBen
Anstrengungen bezeichnen die deutschen Reisenden ihre Wanderung als úberaus inter-
essant und lohnend.
16. Das Polareis drang in diesem Sommer bis zur Nordwestkuste Islands vor und
hinderte zeitweise die Schiffahrt. Der Norwegische Dampfer Nova wurde vom Eise be-
schádigt.
17. Der Islander Elías Jónsson, der in frúherer Zeit auf dem Hofe Aðalból wohnte
und als Rentierjáger allgemein bekannt war, ist kúrzlich gestorben; er wird in vielen
álteren Reisebeschreibungen genannt.
18. Zur Bibliotheksgeschichte der Fáröer erschien eine sehr interessante Schrift: Föroya
Amts Bokasavn 1828—1928. Minningarrit: Tórshavn 1929. Sie ist in fárischer Sprache
von dem Bibliothekar der farischen Landesbúcherei verfaBt und gibt einen ausgezeich-
neten Úberblick úber das öffentliche Búchereiwesen auf den Fáröern von seinen An-
fángen bis auf den heutigen Tag. Das Werk enthált einige gute und wertvolle Abbil-
dungen der um die Grtindung und Entwicklung der öffentlichen Ausleihe-Bibliothek
besonders verdienten Mánner wie C. C. Rafn, Jens Davidsen, Mikkjal Möller u. a. Im
Sommer 1906 zahlte die fárische Bibliothek 6036 Bánde und ist seitdem stetiggewachsen;
die Ausleihe umfaBte im letzten Jahre rund 3500 Bánde in Tórshavn und rund 3000
Bánde nach auBerhalb. Ein neues Bibliotheksgebáude ist im Bau.
19. Islándische Studenten befinden sich zur Zeit 4 in Darmstadt, je 2 in Dresden und
Leipzig, je 1 in Múnchen und Wien. Von Berlin, Hamburg, Kiel usw. fehlen Angaben.
20. Halldór Briem starb am 29. Juni 1929 im Alter von 76 Jahren. Er lebte vorúber-
gehend in Kanada (Neu-Island), wo er die erste islándische Zeitung „Framfari" heraus-
gab. Von 1882—1909 wirkte er als Lehrer an der islándischen Realschule zu Möðru-
vellir-Akureyri; dann wurde er zweiter Bibliothekar der Landesbibliothek in Reyk-
javík. AuBer verschiedenen Schulbúchern, darunter einer islándischen Sprachlehre
und einer Einfúhrung in die nordische Mythologie verfaBte er zwei Schauspiele: Herra
Sólskjöld und Ingimundur gamli.
21. Das islándische Tausendjahrfest wird vom 26. bis 28. Juni 1930 gefeiert werden.
Man rechnet auf Island auf eine starke Beteiligung auch von seiten des Auslands.
22. Unser Mitglied Heinrich Erkes feierte in diesem Jahre seinen 65. Geburtstag und
40. Hochzeitstag.
Eine Anfrage betreffend:
X. „DIE SCHÖNE ISLÁNDERIN“
Schauspiel von Schikaneder
Vor drei Jahren war eine hochinteressante lokale Musik- und Theaterausstellung im
Wiener Rathause, die reiches Material enthielt. Dort entdeckte ich einen Theaterzettel,
welcher bekundete, daB am 22. April 1790 zum erstenmal das Schauspiel „Die schöne
Islánderin" von Emanuel Schikaneder im damaligen Freihaustheater aufgeftihrt wurde.
Das Freihaus ist ein groBer Gebaudekomplex, von dem noch ein Drittel erhalten ist
und welches auBer dem jetzt in Salzburg aufgestellten „Mozartháuschen" auch ein
Theater enthielt, das dem rúhrigen Direktor und Dramatiker Schikaneder gehörte. Da
es interessant genug schien, zu erfahren, wie dieser Mann den ftir die damalige Zeit noch
cvotischen Stoff behandelt hat, wollte ich das Textbuch zu finden versuchen. Die Mono-
fe ..phie úber Schikaneder von E. Komorzynski enthált die groBe Zahl der dramatischen
Arbeiten dieses Wiener Dichters, aber unser Stúck ist dem Biographen unbekannt ge-
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