Mitteilungen der Islandfreunde - 01.06.1913, Side 14
dem anderen entgegenkommen will. — Weitere Ereignisse vertiefen
den RiB.
Ein entfernter Verwandter Höskulds, Thorbjörn, ein eigenníitziger und
uniiberlegter Mann, Nachbar Skarphedins, láBt seine Zuchthengste auf
dessen Gebiet Schaden anrichten; dafiir wird er vom Pflegesohn Skarp-
hedins, Grím, zurechtgewiesen, und da er dafiir Skarphedin schmáht,
erschlagen. Höskuld begibt sich mit seiner Frau zu Flosi in Svínafell, um
diesen um Rat zu fragen. Inzwischen aber planen seine zu Hause geblie-
benen Mannen, die den verjagten Kjarval herbeigeholt haben, einen Mord-
anschlag auf Grím. Das Ziel wird durch einen Zufall und eine List er-
reicht; dabei fállt aber auch Kjarval. Die Mörder wagen es nicht, nach
Hause zuriickzukehren, sondern suchen ihren Herrn Höskuld bei Flosi
auf. Flosi schlágt daraufhin Höskuld einen Wohnungswechsel vor, dieser
lehnt ihn aus Furcht vor iibler Nachrede ab und bittet nur um Schutz fiir
die Mörder Gríms.
Njál sucht wieder auszugleichen zwischen seinem Sohne und seinem
Pflegesohne. Skarphedin geht nicht darauf ein und lehnt auch wegen der
weitausgedehnten Freundschaft Höskulds und der unsicheren Stellungnahme
Njáls ein Schiedsgericht ab. Wie Höskuld, so weist auch er jetzt einen
Ortswechsel von sich, obwohl ihm dieser eine Besserung bringen soll. Nach
diesem MiBerfolg geht Njál zu Flosi und mit diesem zu Höskuld; aber das
Ergebnis ist das námliche; Höskuld will erst fiir Thorbjörn BuBehaben. Njál
verzweifelt: er weiB, daB das Schicksal unaufhaltsam seinen Weg geht.
Jetzt erst tritt Mörd in die Geschichte ein, ein weiser und gesetzeskun-
diger Mann, zuriickhaltend und gar nicht streitlustig; seit der Aussöhnung
Skarphedins bester Freund. Skarphedin reitet mit seinen Briidern, Kári
und Mörd nach Vorsabaer (zu Höskuld) und bringt gegen Höskuld Klage
vor. Ein sehr gereizter Wortstreit fiihrt zu keinem Ergebnis. Bald darauf
meldet Mörd Skarphedin, daB Höskuld groBe Vorbereitungen zu einem
Uberfall treffe; dem will dieser zuvorkommen, aber nicht mit groBem Ge-
folge: es sollen nicht viele fallen. Sie lauern zu vieren Höskuld auf, und
dieser fállt im Zweikampfe mit Skarphedin. Um die Schuld gemeinsam
auf sich zu nehmen, verwunden alle vier nochmals den toten Höskuld und
erschweren so die Rache.
Der Stil des Buches, das nacli islándischem Urteil in reinem, klaren
Landislándisch geschrieben ist, sucht auch in unserem Absclinitt nicht
kiinstlich den Sagaton zu treffen; alles ist natiirlich und einfach, und wenn
man doch mitunter an die bekannte Form erinnert wird, so ergibt sich das
aus dem Stoff und stellt sich (z. B. bei Reden und Gegenreden) von selbst ein.
Eisenach W. Heydenreich
14