Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1913, Blaðsíða 10
Zwischen den beiden Reisewerken (I—II und III) liegt ein Programm
von Torgau, das uns mit einem modernen islandischen Drama bekannt
macht: Die Neujahrsnacht von Indriði Einarsson. Hier sehen
wir H. wieder in seinem Lieblingsthema Volkssagen und zwar bei den Elfen-
vorstellungen, die noch heute im islandischen Volke leben. Eine ausfiihr-
liche Einleitung und Erklárungen erschlieBen das Verstándnis dieser uns
fremden Gedankenwelt. Die Ubersetzung liest sich glatt und gut.
Begreiflicherweise wurde H. auch aufgefordert, an dem Sammelwerke
,,Thule“ mitzuarbeiten, das von F. N i e d n e r bei D i e d e r i c h s in
Jena herausgegeben, altnordische Dichtung und Prosa den Deutschen er-
schlieBen will. H. liat fiir diese Sammlung zunáchst zu dem Einleitungs-
band zwei Kártchen gezeichnet, eine „XJbersicht iiber die Wikingerziige
und Entdeckungsfahrten der Nordgermanen", eine sehr dankenswerte Bei-
gabe, und „Island zur Sagazeit". Zuletzt ist seine Ubersetzung der G e -
schichte von dem starken Grettir, dem Geách-
t e t e n in derselben Sammlung erschienen. Auch hier zeigt H. seinen Blick
fiir das eigenartig Islándische, indem er diese Figur, in der die Islánder
die Verkörperung ihrer Eigenart sehen, dem deutschen Lesepublikum zu-
gánglich gemacht hat. Die Ubersetzung liest sich gut (auch die Uber-
setzung der Strophen ist gelungen) und hat gliicklich abgesehen von der
in anderen Bánden von Thule erscheinenden, das Nachsuchen erschweren-
den Verdeutschung geographischer Namen. Dieser Band ist bis jetzt auBer
dem Einleitungsband der einzige der Sammlung Thule, der Bilder enthált.
Diese tragen wesentlich dazu bei, der Phantasie des Lesers Nahrung zu
bieten, diesem die Möglichkeit zu geben, das Gelesene sich deutlich vor
Augen erscheinen zu lassen.
III. NEUES VON DEN FÁRÖERN
VON HANS RUDOLPHI
Diese kleine Inselgruppe, die die meisten Reisenden auí der Fahrt nach
Island beriihren, war im letzten Jahrzehnt Gegenstand wichtiger
wissenschaftlicher Untersuchungen, und sie ist dadurch etwas aus ihrer
friiheren Abgeschlossenheit und Vergessenheit hesausgetreten, was auch
darin zum Ausdruck kommt, daB sie jetzt jeden Sommer von den Ver-
gniigungsdampfern der groBen Dampfschiffgesellschaften angelaufen wird.
DaB sich die Vereinigung der Islandfreunde auch mit den Fáröern befassen
will, bedarf wohl keiner weiteren Begriindung. Die Fáröer sind mit Island
ethnographisch, sprachlich und geschichtlich, geologisch und klimatisch so
nahe verwandt, daB sie es verdienen, in den Mitteilungen der Islandfreunde
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