Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1913, Blaðsíða 14
Rauðukúlur. Auf Blatt Bjarnarhöfn lernen wir das Lavafeld Berserkja-
hraun mit seinen verschiedenen Eruptionspunkten kennen, auch auf dem
im Siidosten anstoBenden Blatte sind eine Reihe bislang unbekannter Aus-
bruchstellen eingetragen. AuBerordentlich lehrreich ist die Kartierung im
oberen Hraundalur. Sie verzeichnet dort mehrere von SW—NO aufeinander-
folgende Ausbruchsstellen, die bislang, wenn ich Thoroddsen recht
verstanden habe, in NNW—SSO-Richtung mitgeteilt waren.
Mancherlei neue und sichere Daten werden iiber Schneegrenze und Glet-
scherareal geboten. Der Snæfellsjökull nimmt nach einer von mir auf den
Karten vorgenommenen Berechnung 22,7 qkm ein, eine Zahl, die mit
Thoroddsens Schiitzung zu 20 qkm gut harmoniert. Das Eis steigt
auf der Nordseite bis etwa 550 m hinab, wáhrend es auf der Siidseite nur
bis 1000 m reicht. Der Krater des wundervoll gleichmáBig gebauten Strato-
vulkans, von dem aus historischer Zeit keine verbiirgten Nachrichten iiber
Eruptionen vorliegen, ist so stark vergletschert, daB seine Form nicht zu-
tage tritt. Ganz geringe Schneemassen werden fiir 1910 auch fúr die Skarðs-
heidi verzeichnet, was insofern lehrreich ist, als sich hier in dem feuchten
islándischen Sommer 1890 eine nicht unbedeutende Gletscherentwicklung
entfaltet hat; es ist das eine jener Stellen auf der Insel, in denen zeitweilig
Gletscher existieren. Auch iiber die Vergletscherung des Ok werden neue
Daten beigebracht. Thoroddsen schátzt sein Firnareal zu 35 qkm;
eine Messung ergab mir 14 qkm fiir das im Nordosten reichlich ergánzte
Gebiet; die dargestellte Fláche (der Vulkan liegt gerade an der Grenze des
zur Aufnahme bestimmten Areals) okkupiert 10 qkm. Im Siiden reicht
sie auch nicht bis 800 m, wie bei Thoroddsen, sondern nur bis 1141 m,
im Norden dagegen bis 900 m sicher hinab. Eine isolierte Firnmasse findet
sich noch im Nordwesten bei 800—900 m. Das iibrige Relief bietet mehr-
fach schöne Beispiele fiir morphologische Erscheinungen. Der Durch-
bruch der Langá in Grenjadalur ist sicherlich eine Folge der vulkanischen
Verbauung des Hraundalur, eine Ablenkung des Oberlaufes der Alptá.
Am Nordabfall der hier sich zwischen 1000 und 1050 m bewegenden Skarðs-
heiði sitzen Kare, deren Boden bis auf 500 m hinab gelegen ist. Kleinere
finden sich im Nordosten des Helgrindur (zwischen 950 und 1000 m) mit
einer Bodenhöhe von rund 700 m. Eine Basaltdeckenlandschaft tritt gut
an der Skarðsheiði zutage; eine verlandete Schárenlandschaft zeigt sehr
schön Blatt Borg.
So bieten auch die Neuerscheinungen der islándischen Generalstabs-
karte eine Fiille lehrreicher Daten und Beispiele. Sehr zu begriiBen wáre es,
wenn nunmehr an der Hand der topographischen Grundlage von geogra-
phischer Seite an eine morphologische Untersuchung des dargestellten Ge-
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