Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1970, Page 607
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[naun] ist das [a] in nón noch immer palataler zu hören als
das zentrale [a] in navn.5
Eine mehr oder weniger eindeutige Neutralisierung ist nur
an einer Stelle des Inventars in einem Teilgebiet eingetreten:
Im siidlichen Fáröischen (nach meinen Unterlagen auf SUÐ
ohne Sum, in Skú, östl. SAN, Kol, Kbö, Vel,Tór), wo /3U/
als [ou, ou] gesprochen wird, ist die Opposition zu /öu/ so
gut wie erloschen; das láBt sich an Minimalpaaren zeigen wie
ovn ‘Ofen (A.Sg.)’ /öun/ [pun] : óm, D.Pl. zu œr ‘weibliches
Schaf’, /3un/ [?un, oun]6 * 8: vón ‘Hoffnung’ /v3un/ [v^un, voun].
In diesem Gebiet reduziert sich also das Inventar um eine
Einheit.
2. Die Bedingung: Stellung vor Konsonant
2.1. Das v erscheint nur dann in weiten Gebieten vokali-
siert, wenn ihm ein Konsonant folgt. In allen anderen Fállen
hat sich das v als /v/ erhalten und der vorangehende Vokal
ist eine Lánge, z.B. in hav ‘Meer’ /hæv/, sova ‘schlafen’ /söva/.
Als Folgekonsonant, der die Vokalisierung mitbedingt,
kommt nicht nur — wie bisher zu lesen — das n in Frage,
sondem jeglicher Konsonant, soweit er — nach MaBgabe der
Silbenbaugesetze — einem v folgen kann; das sind /n, r, 1, s/,
wie die folgenden Beispiele zeigen: navn /náun/, havri /háuri/,
hövlar /höular, hýular/, travsa /dhráusa/.
Allerdings dúrfen wir das /j/ nicht zu diesen Konsonanten
rechnen, wie z.B. krivja ‘(Fische) ausnehmen’ zeigt, wo sich
stets das /v/ erhalten hat.
Eine weitere Ausnahme ergibt sich scheinbar, wenn /v/
und /d/ nebeneinander zu stehen kommen; Beispiele wie
6Allerdings soll es indirekte Hinweise geben fiir einen ehemaligen Zusam-
menfall von >ó< und >av< in /áu/ auf Nól und Kol: Áltere Schreibungen
>au< ftir >ó< und die als hyperkorrekt verstehbare Aussprache /höunar/ fiir
(tö) Havnar. Dem ist aber erst noch naher nachzugehen.
8Diese D.Pl.-Form óm ist nur teilweise gebráuchlich; dafiir erscheinen die
analogischen Neubildungen *ónum /'unun/, *tcrnum /ednun/, *œrum /ærun/.
L