Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1970, Page 608
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hövdingi ‘Háuptling’ /hovdingi/, kravdi, Prát.Sg. zu krevja ‘for-
dern’, /ghravdi/, fiir die nur die Aussprache mit /v/ ange-
geben wird (z.B. Hægstad 1917:86, Rischel 1961 :xxxii), habe
ich leider nicht erkundet.
Beispiele wie hövd ‘Kopf’ /hod/, hövdu /hodu/, Prát.Pl.,
hevði /hé‘ji/, Prát.Sg. zu hava ‘haben’, mit an. fð> dd> /d/
und /0/, zeigen aber, daB die Entwicklung an.fð>vd keines-
wegs die Normalentwicklung darstellt, daB sie eher auf Ana-
logien beruhen durfte.
2.2. Wenn sich die Mundarten, in denen die r-Vokalisierung
eingetreten ist, bei einzelnen Lautverbindungen und Wörtern
trotz dieser generellen Regel unterschiedlich verhalten, so
beruht das nicht darin, daB die Verbindungen /vn, vr, vl, vs/
zur Zeit der Vokalisierung unterschiedlich behandelt und
fortgefuhrt wurden, sondern darin, daB durch weiter zuruck-
liegende Entwicklungen diese Verbindungen teilweise zu-
stande kamen und teilweise nicht. So hat sich vor /n, r, 1, s/
das /v/ nur z.T. eingestellt bzw. erhalten.
Bei der Aufzáhlung dieser Sonderfálle können wir mit sehr
einfachen und — vermutlich — jungen Entwicklungen be-
ginnen und dann zu solchen Lautwandlungen fortschreiten,
die uns weiter zuruck, vermutlich in die urnordische Laut-
geschichte fuhren.
2.2.1. Die Verbindung /rv/ konnte z.T. durch Metathese
in /vr/ iiberfuhrt werden. Dadurch erklárt sich das Neben-
einander von nervar ‘Nerven’ /nervar/ und *nevrar /nevrar/
bzw. — hier einschlágig — /néurar/; ebenso der Beleg *nervas
/inéulr0s/ (vgl. Hægstad 1917:132, der allerdings auch nur
dieses Beispiel enthált).
2.2.2. Die Verbindung /vK/ konnte erst spát und nur
gebietsweise durch Synkope zustande kommen. So erklárt es
sich, daB dögurða zumeist als /döv(u)ra/ [do: v(a)ra], verein-