Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1970, Page 610
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und als /ps/, z.T. aber auch als vs, wobei das v dann vokalisiert
wurde.8
So wurde mir fár. nevsa, nepsa ‘bestrafen’ zumeist als /nefsa,
nebsa/ genannt, in zwei auseinanderliegenden Orten aber
auch als /néusa/. Fár. travsa ‘Fetzen’ erscheint als /dhrafsa/
und /dhráusa/ und die Variante trevsa als /dhrefsa/ und
/dhrevsa, dhréusa/. Fiir gavst wurde mir in einem Ort /gausd/
angegeben.9
2.2.6. Eine letzte Gruppe von altnordischen Lautwand-
lungen, die bis in unseren Fragenkreis hereinwirken, ergibt
sich aus dem Wechsel von an. m und f(b) vor bestimmten
Konsonanten.
Bekannt ist der "Ubergang germ. mn> an. fn (bn) (z.B.
Noreen 1923:164); so erscheint auch iiberall im Fáröischen,
wo ehemals mn vorlag, eine Basis mit vn, in der das v vokali-
siert sein kann.
So wird nicht nur germ. namna- als navn /navn, náun/ fort-
8Fiir das altnordischefin der Verbindung/s darf man also nicht nur stimmlose
Spirans annehmen, wie es im allgemeinen in unseren Handbuckern steht (z.B.
Noreen 1923:40, Heusler 1965:13), sondern auch stimmhaftes [v] oder [p].
Wir beruhren damit auch den bekannten altnordischen Obergang//,/f>pt, ps,
der in den altnordischen Texten zwar iiberreich belegt ist, der aber kaum in die
heutige Zeit fortgesetzt wurde. So haben Heusler u.a. sogar bezweifelt, daB ein
solcher Obergang zu pt, ps jemals stattgefunden habe; Heusler sagt (1965:50):
‘Ein Lautwandel ft>pt,fs>ps ist nicht zu folgern aus den háufigen Schreibungen
... repsa .... In diesen Stellungen hat vielmehr das germ./seine alte bilabiale
Bildung bewahrt (auch das Nisl. kennt sie): dies sucht die Schreibung mit -þ-
auszudriicken.’ Bereits Noreen (1923:180) erklárte dies kurz als ‘verfehlt.’ Die
fáröischen Belege bestátigen den Obergang aber eindeutig (ebenso wie auch
norwegische Mundarten).
9Hægstad (1917:90) nennt hierzu nur /fs, ps/, nicht aber /vs/ und dessen Fort-
setzungen. Das Auftreten von /fs/ bzw. /ps/ erklart er merkwúrdigerweise als
abhángig vom vorangehenden Vokal, wofur aber das Belegmaterial in keiner
Weise ausreicht.
Ftir evsta (stund) ‘im letzten Augenblick’ (an. efst-), ebenfalls mit der Ver-
bindung /raKK/, war allerdings nur /efsda/ bzw. /igsda, isda/ zu hören.