Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1913, Qupperneq 8

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1913, Qupperneq 8
Nordische Mythologie. In diesen beiden Biichern hat der Verf. zum ersten Male die methodische Forderung, zwischen deutschen und nor- dischen Úberlieferungen zur Religion und Religionsgeschichte scharf zu scheiden, durch Zerlegung in zwei selbstándige Werke streng durchgefiihrt. Seine nordische Mythologie stellt sich (wie die deutsche) zugleich die Auf- gabe „gemeinverstándlich" zu sein, und ich möchte sagen, daB ihr haupt- sáchlicher Wert auf der Verbindung von griindlicher Quellenkenntnis mit populárer Darbietung beruht. Die Auffassungen auf diesem schwierigen Gebiet wechseln, die Forschung schreitet weiter, aber die Grundlagen dazu finden sich in diesem Buche bequem zugánglich gemacht und sorgfáltig zitiert. Die Anordnung des Stoffes entspricht den an eine moderne reli- gionsgeschichtliche Darstellung zu stellenden Forderungen: nach der Be- sprechung der Quellen folgt der erste Hauptteil, der vom Seelenglauben handelt, dann wird der Úbergang zur Naturverehrung dargestellt, hierauf der Götterglaube, zum SchluB der Kultus und im Anhang finden wir als 5. Hauptteil eine Wiirdigung der Vorstellungen vom Anfang und Ende der Welt. Das Buch kann allen Islandfreunden zur Einfiihrung in dieses höchst interessante Gebiet nur empfohlen werden. Zwischen den beiden mythologischen Handbiichern liegt zeitlich eine Ubersetzung der ersten neun Biicher der dánischen Geschichte cl e s Saxo Grammaticus, der eine Ubersichtskarte iiber die bei Saxo vorkommenden geographischen Namen beigegeben ist. Wir sehen, wie der Verf., der zur Mythologie die Sagengeschichte als Quelle brauchte, in diese selbst einzudringen sucht. Wer je Saxo gelesen laat, weiB, daB eine solche Ubersetzung keine leichte, dafiir aber um so dankenswertere Aufgabe ist. Diese Ubersetzung steigt noch an Wert durch die im Anhang abgedruck- ten stilistischen Untersuchungen von Prof. Dr. K n a b e in Torgau. Ubrigens ist die Ubersetzung nur eine Vorarbeit, ein erster Teil, dem spáter ein zweiter, der Hauptteil folgen soll: ein sachlicher Kommentar zu dem sagengeschichtlichen Teil Saxos. Hoffen wir, daB der Verf. dieses Ver- sprechen einzulösen bald in der Lage sein möge. An dieses Studium der fremdsprachlichen Quellen der germanischen Heldensage schlieBt sich die griindliche Behandlung einer Saga an. Diesem Ziele ist ein Gymn.-Progr. von Torgau 1905 gewidmet, die Ubersetzung der Geschichte von Hrolf Kraki. Das Heft bietet auBer der Ubersetzung eine Erláuterung und sagengeschichtliche Parallelen, die wie alle Schriften unseres Verf. von staunenswerter Belesenheit Zeugnis ab- legen. Die Sagastátten Islands aufzusuchen war das Ziel, das P. H. nach Is- land trieb. Und diese Reisen (ermöglicht durcli vom preuBischen Unter- 24

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