Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1913, Qupperneq 9
nchtsministerium gegebene Reisestipendien) fiihrten in das m o d e r n e
I s 1 a n d , eine Wendung, die der Verf. mit vollem BewuBtsein gemacht
hat. Die Reiseerinnerungen (die in drei stattlichen Bánden und einem
Gymn.-Progr. vorliegen) zeigen zwar immer wieder, dafi H. in erster Linie
Sagen- und Sagaforscher ist; aber sehen wir auch nur den ersten Band
des Werkes an, dann finden wir, daB sein Interesse keineswegs diesen For-
schungsgebieten allein angehört. Im Gegenteil. Es gibt keine Seite der
materiellen und geistigen Kultur der Islánder, sowie der naturwissenschaft-
lichen Untersuchung des Landes, die nicht sorgfáltig auf Grund der ge-
"wissenhaftesten Vorbereitung dargestellt wáre, ja man hat den Eindruck,
daB der Verf. der naturwissenschaftlichen Seite, weil sie ihm anfangs frem-
der war, ganz besondere Aufmerksamkeit gewidmet hat. Die geologischen
Mitteilungen sind im 3. Band noch reicher als in den beiden ersten, weil H. vor
der zweiten Reise sich in diese Wissenschaft einzuarbeiten eifrig bemiilit war.
Band I und II enthalten auBer den reichhaltigen allgemeinen Mittei-
lungen iiber Land und Leute in Vergangenheit und Gegenwart die Reise
von Reykjavík und Umgebung (bis Þingvellir) nach dem Geysir, der Helda,
Oddi (Schauplatz der Njálssaga), durch die Vestur- und Austurskafta-
fellssysla, die Suður- und Norðurmúlasýsla, Suður- und Norðurþingey-
jasýsla nach Akureyri. Diese Reise ist eine groBartige touristische Leistung,
die allgemeine Anerkennung bei allen Sachkundigen gefunden hat. Der
dritte Teil hebt an mit einer Rundfahrt um Islands Kiisten und fiihrt dann
von Reykjavík aus iiber den Surtshellir nach Borg (den Sitz des Skalden
Egill Skalagrímsson), an der Siid- und Nordkúste der Snæfellssýsla ent-
lang, am Hvammsfjörður vorbéi, dann uber die Kollabúðaheiði nach der
Nordkúste, an dieser bis Hólar im Hjaltadal, durch den „Kielweg" nach
der Súdkúste, an dieser entlang bis Reykjanes und nordostwárts nach
Reykjavík zurúck. Das Programm von 1913 erzáhlt in ktirzerer Form
von Inner- und Nordostisland (durch den Sprengisandur und zur Melrak-
kasljetta). Wir sehen, der weitaus gröBte Teil der Insel ist durchforscht.
Es kann hier nur im aligemeinen darauf hingewiesen werden, mit welcher
Sorgfalt und Gewissenhaftigkeit der Verf. alle zugánglichen Notizen zu-
sammengetragen hat, man kann ohne Ubertreibung sagen, daB jemand,
der nach seinem Buche auf seinen Pfaden wandeln will, auf jede denkbare
Frage eine befriedigende Antwort findet. Und damit ist das Werk, das
den bescheidenen Titel Reiseerinnerungen fúhrt, das zuver-
lassigste und ausfúhrlichste Reisehandbucli ftir jeden, der nach
Island fahren und dort sich wirklich umsehen will. Aber auch zu Hause
ana Schreibtisch ist das Buch eine anregende Lektúre, zudem es mit einer
Menge meist selbst aufgenommener Bilder geschmúckt ist.
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