Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1913, Side 16
hraun" nennt, d. h. vollkommen uneben in ihrer Oberfláchenlagerung war. Die un-
ebene Lava námlich, die sich in Kanten und Kámmen gliedert, gelangt viel schneller
zur Abkiihlung als die ebene Lava, und so konnten die Reisenden, von Kamm zu Kamm
springend, sich dem speienden Ungeheuer bis auf geringe Entfernung náhern. Vorsicht
war frcilich immer nötig, denn die Lava war sehr spröde und zerfiel leicht unter dem
Drucke der sie betretenden FuBe.
Nach der Durchquerung dieses Lavastromes standen die Reisenden unmittelbar
gegenúber einem Ausbruche, der aus fúnf Kratern in einer Erdspalte in eincr Lánge
von 300 m aufstieg. Es regnete Bimsstein úber sie, aber da er hoch aus der Luft nieder-
fiel, war er bereits abgekuhlt, wenn er sie errciclite, und so spröde, daB es zerstáubte.
Die Ausbriiche waren die ganze Zeit úber völlig regelmáfiig, und die flussige Glutmasse
wurde auf dieselbe Weise in dic Luft geschleudert, wie das Wasser aus dem Geysir,
nur das der Umfang viel gröBer und die Feuersáule viel höher war als die Wassersáule
des Geysirs; sie stieg ca. 50 m hoch in die Luft empor. Die Lava, die nicht in die Kluft
wieder zuruckfiel, sondern zur Seite geworfcn ward, fiel auf die Ránder der Krater
als Glutmassen, die sogleich erloschen, und auf diese Weise bildeten sie eine Erliöhung
rund um den Krater, womit viclleicht der Grundstein zu einer neuen Hekla gelegt
wurde. Uber der Feuersáule stand am Tage eine dunkle Bimssteinsáule hoch in der
Luft. In der Nacht zeigte sich die Sáule glúhend, und wenn der Wind stark genug
war und in der Richtung wehte, daB er den Bimsstein von der Seite, wo man stand,
wegblasen konnte, so lconnte man die Feuersáule hoch úber den Bcrgen selien und ihr
recht nahe kommen. Durch den Luftdruck entstanden dann auch zuweilen kleine
Windhosen, und die Reisenden hatten gerade das Glúck, eine solche beobachten zu
können. Sie wirbelte eine lange Zeit auf demselben Fleck rund herum und saugte den
heruntergefallenen Bimsstein auf, bis sie ganz langsam 30—40 m vorwárts schritt,
sich auflöste und verschwand.
Eincn ganz besonders groBartigen Anblick genossen die Reisenden von der Höhe
Kringreidaralda nordöstlich vom Vulkan. Hier sahen sie aus dem Vulkan in einer
Lúcke des Kraterrandes, wo er am weitesten nach Nordosten reichte, eine Feuersflut
herausströmen. Wo diese Flut den Abhang des Feuerberges erreichte, da stúrzte sie
als ein 9 m hoher und 3—5 m breiter rotglúhender Feuerfall herab, und die Reisenden
konnten durch das Fernrohr genau den scháumenden Sturz der Feuermasse beob-
achten. Die gedachte Höhe ist ziemlich bedeutend, nur 300 m vom Krater selbst ent-
fernt, und bot daher eine ausgezeichnete Gelegenheit, aus der Vogelperspektive in die
Kratertiefe selbst hineinzuschauen. Dort sahen sie, wie die flieBende Masse sich in
groBen breiten Wellen bewegte, die von der Mitte des Kraters ausgingen, an seinen
Rándern sich brachen und in einer gewaltigen Brandung úbertraten. Es war, so be-
merkt Herr B r i e m , die herrlichste und groBaríigste Scliau, die man sich denken
kann. „Und zunachst der LavafluB, der Feucrfall und der speiende Vulkan, dahinter
der machtige weiBc Dampf, der hoch zum Himmel emporstieg von dem geschmolzenen
Sclinee unter der ncuen Lava, und cin FluB, der, in seinem ursprúnglichcn Laufe ge-
hemmt, durch die Lava sich durchwúhlte. Weiterhin dann die schneebedeckten Berg-
rúcken mit dem Kegel der 1-Ieklas in klarer und stolzer Ruhe im Hintergrunde."
2. Zwei Islánder in Amerika haben ein Automobil nach Reykjavík
schafíen lassen; nach Probefahrten in der Umgebung werden regelmáfiige
Fahrten nach Þingvellir und zur Þjórsá ausgefuhrt (1 ]/2 St. und 3% St.).
Eine neue Vereinigung, das Eimskipafélag (Dampfschiffeverein) sam-
melt Geld zur Herstellung eigener islándischer Schiffe, die den Verkehr mit
dem Ausland aufnehmen sollen. Ober 300000 Kr. sind schon gezeichnet.
Dem Althing ist ein Entwurf zum Bau einer Eisenbahn zur Beratung
vorgelegt worden.
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