Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Blaðsíða 8
„Astar sólin skíni skær
á skilnings lopti björtu!"
(Die strahlende Sonne der Liebe möge scheinen auf dem lichten Himmel
[Haupt] des Verstandes.)
Skítugt er þitt „skilnings lopt“, ,
skíma sést þar engin,
þaðan er úr þínum hvopt
þvættings ropi gengin.
(Schmutzig ist dein „skilnings lopt" [Haupt], keinen lichten Punkt kann
man dort sehen, von dorther aus deinem Maul ist dein Unsinnsriilpsen
lierausgegangen.)
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Als Jón Sýslumaður Dalaskáld noch als Knabe bei seinem armen Vater
Sigurður wohnte, kam eines Tages ein feiner Herr zu Pferd zum Hofe.
(Der Reiter soll Lögmaður Páll Vídalín gewesen sein. Darúber bin ich
aber nicht sicher.) — Der Reiter bat den Bauer Sigurður ein Hufeisen an
den FuB seines Pferdes festzunageln.
Der Bauer ging gleich zur Schmiede, um dieses auszufuhren. Seine Kinder,
die sehr ármlich und schwáchlich aussahen, folgten mit dorthin.
Da soll nun Páll folgende Strophe gedichtet haben:
Hver á þetta þrælalið,
sem þyrpist hérna saman ?
Og hvað gékk til þess himnasmið
að hafa þau svona í framan?
Da soll der álteste Knabe, eins der so verhöhnten armen Kinder, der
vorhergenannte Jón Sigurðsson [der spáter Sýslumaður Jón Dalaskáld
wurde], geantwortet haben:
Það í hug þér láttu leitt,
lífs þér herra kenni,
að fleiri mót hann átti enn eitt
að þér, vesælmenni.
Die erslere Strophe: „Wem gehört diese Sklavenschar, die sich hier zu-
sammendrángt ? Und was meinte der Schöpfer (eigentl. Schmied) des Him-
mels damit, daB er sie so (= schlecht) aussehen lieB ?“
Die Antworl des Knaben: „LaB dich darauf aufmerksam machen, und
der Herr des Lebens lehre es dich: daB er mehr GieBmodelle (= GuB-
formen) als eins hatte, um dich zu gieBen (bilden), du armseliger Mensch.“
D. h. die GuBform, nach welcher Gott dich bildete, war erbármlich, wie
die, nach welcher er auch uns machte.
NB.: Der Reiter war rothaarig und ein kleiner nicht ansehnlich aussehender Mann.
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