Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Page 25
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Bewahrung der alten Flexion des PartPrås, ferner vielleicht auch
fast durchgångige Bewahrung von v bei wa-, vøo-ståmmigen Adj auf
Konsonant und Prat sté: stiga. Im allgem. aber ist die Sprache der
GB nicht normiert, sie zeigt auch die Neuerungen, die im heutigen
Isl. nur der gesproehenen Sprache angehoren (z. B. Gen lælcnirs
usw.). In manchen Fallen, wo besondere Anhaltspunkte wie z. B.
die hypertraditionellen Formen auf -a und (?) -u beim PartPrås
fehlen, låsst sich allerdings kaum entscheiden, ob die alten Formen,
die noch neben den neuen vorkommen, nur noch der Schriftsprache
angehoren oder ob die Doppelformigkeit auch fur die gesprochene
Sprache anzunehmen ist. In Bezug auf die fremden Einfliisse ist
das Verhåltnis Schriftsprache—gesprochene Sprache dem nisl. ge-
rade entgegengesetzt. Die GB weist zahlreiche fremde Einfliisse auf,
die nach Ausweis des Nisl. und nach den herrschenden kulturellen
Verhåltnissen (mangelnder Kontakt breiterer Bevolkerungsschichten
mit fremder Sprache und Kultur) kaum in die gesprochene Sprache
gedrungen sein konnen, vor allem auf lexikalischem und syntak-
tischem (z. B. hver als RelPron, s. auch § 4), aber auch auf flexivi-
schem (NomSg pann, ev. mann) Gebiet.
Das sind allerdings nur einige Hinweise. Erst ein genauer Ver-
gleich mit andern Quellen, u. a. der Diplomliteratur, kann in der
Frage der sprachlichen Schichtung zu weiteren Ergebnissen fuhren.
Eine weitere Frage ist die, ob sich in der Sprache der GB etwa
individuelle Spracheigenheiten eines oder mehrerer
Ubersetzer abzeichnen (vgl. § 6). Die Moglichkeiten einer »sprach-
lichen Verfasserbestimmung« sind im Isl. zwar durch den Mangel
an deutlich ausgeprågten Dialekten stark beschrånkt, doch konnen
hier kiinftige Untersuchungen anderer Schriftwerke des 16. Jahr-
hunderts zweifellos einige Ergebnisse zeitigen. In der GB lassen sich
jedenfalls gewisse sprachliche Unterschiede zwischen einzelnen Tei-
len feststellen, die auf Verschiedenheit der Ubersetzer deuten konn-
ten. Ich fiihre sie in der vorliegenden Arbeit an, ohne auf das Uber-
setzerproblem nåher einzutreten. Auch die Rolle von Herausgeber
und Drucker låsst sich wenigstens vorlåufig nicht genau bestim-
men. Ein Vergleich mit den zugrundeliegenden Hss. war schon aus
dem Grund nicht moglich, weil sie iiberhaupt nur zu emem kleinen
Teil erhalten sind und mir auch nicht zugånglich waren; er håtte
auch uber den Rahmen dieser Arbeit hinausgefiihrt. Sicher ist, dass