Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Page 29
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administrativ und wirtsehaftlich wurde das Land, besonders seit
dem 16. Jahrh., immer starker an Danemark gebunden. In dieser
Situation bedeutete die Einfuhrung der Reformation, die mit der
Hinrichtung des letzten katholischen Bischofs Jon Arason im Jahre
1550 vollig zum Sieg gelangte, eine starke Bedrohung der isl. Spra-
che. Die neue Konfession, die sich stark an das geschriebene Wort
bielt und, unterstiitzt vom aufstrebenden Buchdruck, auf die Aus-
breitung des Wortes Gottes in moglichst breite Volksschichten aus-
ging, batte leicbt eine Uberschwemmung mit fremdem, vorab dåni-
schem Schrifttum mit sich bringen konnen, wenn nicht zwei ent-
scbeidende Ereignisse eingetreten waren. Das eine ist die erste voll-
ståndige, im Geiste der Reformation durchgefuhrte Ubersetzung
des Neuen Testaments durch Oddur Gottskålksson (1540), die, ob-
wohl das Buch noeh in Danemark gedruckt wurde, die einheimische
religiose Literatur der Reformation begrundete1. Das andere ist die
Einfuhrung des Buchdrucks auf Island, die zwar noch in katholi-
scher Zeit (um 1530) erfolgte, jedoch vor dem Sieg der Reformation
zu keiner wesentlichen Bede utung gelangte2. Erst in der 2. Half te
des 16. Jahrhunderts nahm der Buchdruck einen fur die damals
ungiinstigen Verhåltnisse auf Island erstaunlichen Auf schwung. Er
wurde nun zu einem Mittel, den neuen Glauben in der Sprache des
eigenen Landes zu verbreiten und bei Volk und Geistlichen zu ver-
ankern. Dank der jetzt einsetzenden regen Tatigkeit im Buchdruck,
die sich fast ganz auf tlbersetzungen der Reformationsliteratur kon-
zentrierte, wurde ein Eindringen fremden Schrifttums ins Yolk ver-
hindert und das Eortbestehen der isl. Schriftsprache (wenn auch
nicht im einheimischen Sagastil) gesichert.
Diese Tatigkeit von wahrhaft nationaler Tragweite ist vor allem
an eine uberragende Personlichkeit gekniipft, Bischof Gu&bran-
dur Borlåksson auf Holar (1542—1627)3. Dieser begann schon
bald, nachdem er 1571 Bischof von Holar geworden war, in Zusam-
menarbeit mit seinem Drucker Jon Jonsson seinen unermiidlichen
Einsatz als Ubersetzer und Herausgeber. Sozusagen jåhrlich gab er
ein oder mehrere Blicher heraus: Bibelubersetzungen, tlberset-
1 vgl. Målid S. 1.
2 vgl. vor allem Islandica IX, S. i ff.
3 vgl. die ausfiihrliche Biographie und Wurdigung seiner mannigfaltigen Tåtig-
keit in Menn og menntir III SS. 424—753.