Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Page 30
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zungen von Erbauungsbiichern, Predigten, Psalmen, Schriften und
Handbiichern fiir Geistliche, Kateehismen, Kompilationen von ver-
schiedenen auslandischen Schriften in isl. Ubersetzung usw., sowie >■
einzelne Originalschriften wie die »Morbbréfabæklingar« und
die Visnabok 16121. Einen betråchtlichen Teil machen Gubbrands
eigene Dbersetzungen aus; manches ist dagegen von andern iiber-
setzt, doch — wie aus verschiedenen Åusserungen hervorgeht —
von G ub brandur genau durchgesehen und zum Teil korrigiert. Da
die Druckerei auf Holar damals, wie noch im 17. Jahrh., die ein-
zige auf Island war und auf lange Zeit fast keine profane Literatur
gedruckt wurde2, kommt Bischof Gubbrandur eine grosse Bedeu-
tung sowohl fiir das geistige Leben wie fiir die isl. Schriftsprache
nicht nur der 2. Halfte des 16. Jahrhunderts, sondern weit dariiber
hinaus auch der folgenden Jahrhunderte zu3.
§ 6. Die Bibel von 1584, die erste vollstandige isl. Bibeliiberset-
zung, die nach ihm »Gu5brandsbiblia«genannt wird, ist zweifellos
die Hauptleistung von Bischof Gubbrandur. Sie bildet die Grund-
lage fiir alle Bibelausgaben der folgenden Jahrhunderte bis zur revi- j
dierten Åusgabe von 18414. Dass Island, etwa im Gegensatz zu dem
ebenfalls unter danischer Herrschaft stehenden Norwegen, schon
im 16. Jahrh. eine eigene Bibel erhielt, ist nichts Selbstverstandliches
und in erster Linie Gubbrands starkem persbnhchem Einsatz zu
danken. Sein Hauptverdienst ist es, bei den damals auf Island herr-
schenden ungiinstigen wirtschaftlichen Verhåltnissen und den
geringen Absatzmoglichkeiten iiberhaupt das rein technische
Problem der Herausgabe gelost zu haben. Von der Dberset-
zung hat er vielleicht sogar nur einen verhåltnismassig geringen
Teil selbst besorgt. Sicher ist, dass er Odds NT 1540 mit ver-
haltnismassig nur geringen Ånderungen in die Bibel aufgenom-
1 vgl. die Zusammenstellung in Menn og menntir IV SS. 370—441.
2 vgl. Halldor Hermannsson: Icelandie Books of the 17th Century, Islandica
XIV, Ithaca—New York 1922.
3 Eine in Richtung auf Sprachreinigung und Volkstiimlichkeit der Sprache ab-
weichende Tendenz, wie sie sich in gewissem Sinn schon bei Arngrimur Jonsson (um
1600) feststellen lasst, blieb zunåchst ohne nennenswertenEinfluss, s. Jakob Benedikts-
son in Afmæliskveøja til Alexanders Johannessonar (Reykjavik 1953), S. 117 ff. 1
1 vgl. Steingrimur J. T'orsteinsson: Islenzkar biblråpyøingar (sérprentun ur
IV. årgangi Viøforla), Reykjavik 1950.