Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Blaðsíða 89
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y die Palatalisierung an: dyger (3. SgPras: duga) Syr 18,11.
Schreibungen ø flir u finden sich vereinzelt schon in den alte-
sten Hss. (z. B. sylgiøna, møndo = munt jrm)1, haufiger im 15.
Jahrh.2. Im 15. Jahrh. begegnen auch umgekehrte Schreibungen
wie drukkur, hruggiligt3 4, denen in der GB vielleicht das vereinzelte
skulldseme Syr form 23 (= skyldsemi »Verwandtschaft«) zur Seite
zu stellen ist. Demnaeh scheint die Palatalisierung schon sehr fruli
begonnen zu haben. Doch kann sie vor der 2. Halfte des 16. Jahr-
hunderts kaum stark verbreitet gewesen oder jedenfalls nicht bis
zum nisl. Stand vorgeschritten sein, da das neu entstandene [r] die
Entrundung nicht mitmachte (vgl. § 44). Es ist auch nicht sicher,
ob die Palatalisierung in der GB schon ganz durchgefiihrt ist, da die
Entrundung noch nicht abgeschlossen zu sein scheint. Beide Vor-
gånge werden sich wohl ungefahr gleichzeitig, vor allem im Ver-
laufe der 2. Halfte des 16. Jahrhunderts abgespielt hahen.
§ 41. Wechsel von u und y.
Umgelautete und unumgelautete Formen stehen nebeneinander
in der aisl. nicht belegten Ableitung fynding, funding4 »Einfall,
Gedanke, Tun« (vgl. nisl. finding): fyndingar Es 3,8 (Thun L 45),
af mannafyndingum Post 17,29 (durch menschliche gedancken L 45):
i sijnum tilfundingum Psalt 106,39 (thun L 45).
Im PI von lykill ist der Umlaut analogisch eingefiihrt, wie nisl.
und schon im spåteren Aisl., aber noch nicht in den altesten Hss.5:
AkkPl Lyklana Dom 3,25, Lyckla Matth 16,19, Lykla Opinb 1,18.
skuld, skyld: wie im Nisl. kommt nur skuld vor, wåhrend noch
im NT 15406 sowie im ålteren Isl.7 Doppelformigkeit (durch ver-
schiedenen Ausgleich eines lautgesetzlichen Wechsels innerhalb des-
selben Paradigmas) hesteht: z. B .fyrer pina skulid I Mos 3,17, fyrer
Mannsins skuild ibid. 8,21, Fyrer pa skuild III Kg 11,11, Pui
vilie pier koma skulldu yfer oss II Chr 28,13 usw.
1 vgl. Nor Aisl § 146, Anm. 4, Hægstad S. 97, Ordf.
2 vgl. Hægstad SS. 50, 98.
3 vgl. Gering I S. X; fur = f-yrr bei Hægstad S. 98 ist dagegen unsicher, damog-
licherweise handschriftl. f°° zugrunde liegt, das auch fyr bedeuten kann.
4 vgl. Målia S. 260.
5 vgl. NorAisl § 359, Anm. 1, Isl0r3m S. 6, Ordf.
6 vgl. Målia S. 357 f.
7 vgl. NorAisl § 392,3, Cl-Vigf.