Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Side 91
69
b) In andern Fallen tritt o nur mehr sporadisch auf, u. zw. in
allen Teilen der Bibel, aber ebenfalls hauptsåchlich in Es: 3. PI
Pras peir ero Es 8,4.14, ero ibid. 9,9; 10,4.14; 11,16; 21,9, Jerem
29.16, — DatSgNeutr onguo TV Mos 5,15; 21,30, Jos 18,2, Psalt
73,19, Pred 5,5, — Svarabhaktivokal: ockor og ockar Børnum I Mos
31.16, i giegn ockor II Mos 16,8, oforsellder Dan 7,25, — ferner:
hinna riettuijso Es 5,23, j myrkuo Lande ibid. 9,1, hino (DatSg
Neutr von hinn) ibid. 10,22, Mijn Augo Jerem 13,17, Orrosto I
Mach 13,14,«/ hinu osyneligo Ebr 11,3, in Kompositionsfuge: Kaupo-
nautar Es 47,17, pionustogiårder Matth 23 R.
Das urspriingliche u ist in den åltesten Hss. in der Regel durch
o vertreten, welches jedoch, åhnlieh wie e vor i, schon im 13. Jahrh.
allmahlich vor u wieder zuriickweicht. Dieses ist von ca. 1300 an
herrschend, doch begegnet o noch weiterhin haufig bis ins 16.
Jahrh. hinein. In der 1. Hålfte des 16. Jahrhunderts zeigen z. B.
Jon Arasons Briefe noch håufiger o als u, und auch im NT 1540
sind die Beispiele noch bedeutend zahlreicher als in der GB1. Schon
im NT 1540 ist jedoch die Sonderstellung von DatSgNeutr des suf-
fig. Artikels deutlich ausgeprågt. Wahrscheinlich handelt es sich
hier um eine dialektale (nordisl.) Form mit erhaltenem o (vielleicht
wegen sehr schwacher Betonung in 3. Silbe), wie sie Rask noch im
19. Jahrh. feststellte2. Die einschlagigen Formen in der GB sind
wohl alle Oddur Gottskålksson zuzuschreiben (vgl. § 6). Seit der
2. Hålfte des 16. Jahrhunderts ist o praktisch ausser Gebrauch,
wenn auch vereinzelte Restformen noch im 18. Jahrh. begegnen3.
Die GB und die librigen Holar-Drucke haben deshalb wohl wesent-
lich an der Verdrångung des o aus der Schrift mitgewirkt.
§ 43. 1. u in Endsilben, das aisl. mit unmittelbar vorange-
hendem å (g ), o, u kontrahiert wurde4, ist in åhnlichem Umfang wie
nisl. restituiert:
1 vgl. NorAisl § 146, IslTunga § 173, Ordf, Hægstad S. 49, IslOrøm S. XXII,
Gering I S. X, MåliS § 22 f., zur Erklårung des o vor allem im ålteren Isl. vgl. auch
Hægstad S. 145 ff., Seip MoM 1943: S. 97 und 1945: S. 1 ff., doch kann der dort
angenommene norw. Einfluss wegen DatSgNeutr des Artikels jedenfalls nur teil-
weise zutreffen.
2 vgl. Måliø § 22.
3 vgl. fslOram S. XXII, NikKlim S. 296.
4 vgl. NorAisl §§ 130,132.