Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Síða 108
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die Lautung bu voraus. Die Palatalisierung der zweiten Kompo-
nente muss spatestens mit der allgemeinen Palatalisierung von u
(vgl. § 40) erfolgt sein.
2. Aisl. au ist in einigen Fallen zu 6 monophthongiert:
a) im NomAkkNeutr tvb sowie in sjo und verwandten Wortern:
z. B. tuø I Mos 1,16; 45,6, III Kg 8,9,1 Chr 12,22, Jerem 28,3, Matth
19,5 usw., — siø I Mos 7,2, III Kg 2,11, Ordzk 9,1, Jerem 15,9,
Jud 16,29, Matth 12,45 usw., siøtijger I Mos 5,12, siøtijgu ibid.
46,27 usw., siøunde V Mos 5,14 usw. (frir sjondi, vgl. § 223), siøfalld-
liga I Mos 4,15, Siøtugur ibid. 11,26. Wohl nur einmal steht: siau
Konur Es 3,27. — Monophthongierte Formen sind (ausser viel-
leicht sjondi1) vor 1500 nicht sicher belegt2. Ausser in sjo(u)ndi, wo
sie vielleicht eher vor langer Konsonanz eintrat als aus sjo iiber-
tragen wurde3, scheint die Monophthongierung durch die Stellung
im Auslaut bedingt zu sein. \øy\ kommt im Nisl. auslautend kaum
vor; in einem dritten Wort, wo der Diphthong im Auslaut stand,
wurde er durch den Antritt von g bewahrt (paug)4.
b) in lodra »schaumen« und tofrar, tofur, tofra, tofrari »Zauber
usw.«: vtlødrande JudPist 13, — (AkkPl) Tofra Nah 3 R., Tøframenn
II Mos 7,22, Mich 5,11, Tøfra mønnum Jerem 27,9, Tøfra madur
Post 8,9, tøfra Eik Dom 9,37, (PartPrat) tøfrat Gal 3,1, Tåfrare
Dan form 9,22, eirn Høggorma tøfrare Syr 12,19, Tøfrarans Psalt
58,6, Tøfrurum Opinb 21,8; nur einmal: Tauframennerner II Mos
9,11. Nisl. ebenfalls lodra, tofrar usw., aisl. laudr, taufr. Schreibun-
gen mit Monophthong sind vor 1500 so selten, dass fur die altere
Sprache mit Diphthong gerechnet werden muss5. Auch kommt eine
vorhistorische Entwicklung Hauhur > Hauur > *tgfr6 nicht in
Frage, weil als Grundform nicht Hauhur, sondern *tauhr(a) anzu-
setzen ist7 und infolgedessen nicht mit Schwund von 6 gerechnet
werden kann. Ebenso trifft die Erklarung durch Schwachtonent-
1 vgl. NorAisl § 456, Anm., Hægstad S. 87.
2 vgl. fslOr6m SS. XX, 39 f.
3 vgl. Hægstad S. 87.
4 vgl. Kress SS. 37, 51, IslOrdm S. 101.
5 vgl. Isl.OrSm S. XX, Cl-Vigf.
3 vgl. NorAisl § 98,1.
7 vgl. z. B. Kluge-Gotze, Etymol. Wb., 15. Aufl. (Berlin 1951), S. 893.