Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Qupperneq 134
112
sind, handelt es sich wohl um eine lautliche Ubertragung, wie sie
wenigstens bei »lykill« dialektal bei der ålteren Generation in Ost-
island noch im Nisl. vorkommt [li^cidl]1.
3. I >11: vereinzelt im AkkSg Silkemøttull II Mos 28,4.
4. m > mm: nockrumm Manne I Mos 34,14, Hundumm Matth
7,6, beide Falle mit Verdoppelungsstrich wie oft in Hss. Die Ver-
doppelung hångt damit zusammen, dass m in dieser Stellung langer
ist als sonst: es wird im Nisl. als lang bis halblang aufgefasst2.
5. s > ss im GenSg von neutr. ia-Ståmmen: Rijkissins Bar 5,8,
Testamentissens AT Schluss, Testamentissins Ebr form 1, Vitniss-
burdarins Post 7 R. Solche Falle kommen vom Aisl. bis zum 17.
Jahrh. vor und erscheinen bei Hallgr. Pétursson sogar im Reim3,
doch sind sie schwierig zu beurteilen. Jedenfalls ist ss als sekun-
dår4, nicht als urspriinglich zu betrachten5.
II. Die einzelnen Konsonanten.
1) b
§ 68. 1. b steht durehwegs in dem lat. Lehnwort Biblia Psalt
form 1,26, Biblian ibid. 1,31, Bibliunne ibid. 1,27, bibliu ibid. 1,29
usw. (nisl. in der Schrift teiJw. biflia, gesprochen jedoch stets mit
b), gewohnlich auch in »tabla«: Tøblur II Mos 31,18, V Mos 9,9,
Steintøblur II Mos 34,1, V Mos 9,10, Tøblunum II Mos 32,19, neben
seltenem Steintøflurnar form GT 6,21. Das Wort ist wohl direkt aus
lat. tabula entlehnt (vgl. tuær Vitnisburdarins Tabulur II Mos 34,
29), da fl > bl sonst nur ganz sporadisch bezeugt ist (vgl. § 80,2).
tajla, das nisl. in der Schrift allein gebråuchlich ist, mag von dt.
Tafel, mnd. tafele beeinflusst sein.
2. b zwischen Konsonanten ist sporadisch geschwunden
in: gamrar (3. SgPrås: gambra) Psalt 55,4, Dramsamur Jerem 48,29
(: Drambsaman Job 8,2 usw.)6.
1 JH; die Form wird ohne weitere Angaben auch von StEin S. 401 aufgefiihrt.
2 vgl. Kress S. 72, StEin S. 5, Stefan Einarsson: Beitråge zur Phonetik der isl.
Sprache (Oslo 1927) S. 79.
3 vgl. IslOrSm S. XXXI, Gering I S. XX.
4 Seip MoM 1945: S. 17 ff. mochte es als rein orthographisehe Erscheinung auf-
fassen.
8 vgl. dagegen NorAisl § 285,5, Gesch § 191,3.
6 zum Schwund von interkonsonantisehem 6 im Aisl. und Nisl. vgl. NorAisl
§ 291,1, Hægstad S. 118, StEin SS. 13, 25.