Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Síða 160
138
§ 88. 1. h ist in einigen Wortern im Anlaut vor n, r angetre-
ten, was sich wenigstens teilweise durch Einfluss iautlich und
semantisch nahestehender Worter erklaren låsst. Zusatz von h im
Anl. vor l, n, r kommt bisweilen auch in der ålteren Sprache vor1,
scheint aber dort nur orthographisch zu sein (z. B. hrllci). Die
Falle in der GB werden dagegen wenigstens zum Teil durch das
Nisl. bestatigt. Sie scheinen nicht vor dem 16. Jahrh. belegt zu
sein.
(3. SgPrås) hnyser Jerem 5,8 (aisl. njsa, nisl. hnpsa, (K)mjsast
»nachfragen, trachten nach«, vgl. njosn);
haufig hrasa in der Bedeutung »straucheln, fallen«, wohl unter
Einfluss der Iautlich und bedeutungsmassig nahestehenden Verben
hrapa und hrata (aisl. rasa, nisl. (h)rasa): z. B. Lættu pa hrasa
i eina Synd epter adra Psalt 69,28, Huer hann treyster a Audæfe
sijn hann mun hrasa Ordzk 11,28, peim ad hrasar af Vijne Jerem
23,9 (daumelt L 45), hrasade Luc 10,30, hrasadur ibid. 10,36,
hrasat Bom form 6,16, hrasan (»Fall«) Bar 4,27, Rom 11,11, pess
hrøsunar Kaleiksins Es 51,17 (des Daumelkelchs L 45) (: ef pu
rasar edur fellur Syr 12,20, j mole rasenu ibid. 34,19 (straucheln
L 45));
einigemal hrifa »zerreissen« statt rifa, sicher unter Einfluss von
hrifa »greifen, kratzen«: . . . hreif hann sijn Klæde Jos 7,6, hann
tok sijn Klæde / og hreif pau sundur IV Kg 2,12, hrifu peir klæde
sin Post 14,14 (gewohnl. regelmåssig, wie aisl. und nisl.: pa reif
hann sijn klæde I Mos 37,29 usw.). Vermischung von rifa und
hrifa ist auch aus dem NT 1540 belegt2.
2. Im Inlaut eingeschoben ist h in (PI) Aurfhenter Dom
20,16 neben Øruentur ibid. 3,15 (»linkshandig«) durch Anlehnung an
das Subst hond. Da h in den altesten Belegen des Wortes febit, ist
es nach Ture Johannisson3 entgegen fruheren Anschauungen nicht
von hond abgeleitet, sondern Part zu einem Vb urnord. *urwan-
dian »verdrehen«.
Anm. 1: Starker Wechsel zwischen Formen mit und ohne an-
lautendes h vor Vokal zeigt sich bei den Eigennamen. Hier herrscht
1 vgl. NorAisl § 306, Hægstad S. 117 f., Seip MoM 1951: S. 12.
2 vgl. Måli6 § 49.
3 Verbal och postverbal partikelkomposition i de germanska språken (Lund
1939) S. 113 ff.