Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Page 171
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zeichnet wird, handeln: l war nach Noreen1 im Aisl. dental in den
alten (urnord.) Verbindungen Id, lt und wurde anfangs 13. Jahrh.
dental vor d, das nach langer Silbe aus d entstanden war, ebenso
in jiingerem lt. Seit dieser Zeit werden altes und junges dentales
l oft durch Doppelschreibung gekennzeichnet. Die Verhåltnisse in
der GB zeigen nun (ebenso wie diejenigen des NT 15402), dass l
vor d, das erst im 14. Jahrh. nach kurzer Silbe aus d entstanden
war, im 16. Jahrh. noch nicht mit alterem dentalem l zusammen-
gefallen sein kann3. In Fallen wie huijlde und gult wåre zwar laut-
gesetzlich gleiche Qualitat des l wie in deilld, gamallt u. dgl. (also
II) zu erwarten; hier muss Analogie nach Formen mit »kakumina-
lem« l stattgefunden haben. Sb huijld (gegeniiber deilld) stimmt
genau zu der jiingeren aisl. Form livild mit analog, d4 5, das dann
wie d nach kurzer Silbe erst spat zu d wurde.
Es ist allerdings nicht sicher zu ermitteln, worin der Unterschied
zwischen II und l im 16. Jahrh. phonetisch gesehen bestand. Uber-
haupt ist es nicht unbestritten, dass »kakuminales« l im Isl. jemals
existierte, da ein »dickes« l der heutigen Sprache (wie auch dem
Fåroischen und Westnorw.)fremdist6. Allerdings zeigt der Gegensatz
l: II, der schon in aisl. Hss. gut belegt ist, deutlich, dass es im friihe-
ren Isl. zwei verschiedene 1-Laute gegeben haben muss. Dass es
sich urspriinglich nur um einen Unterschied der Stimmbeteiligung
oder der Quantitåt gehandelt håbe, lasst sich bei der erwahnten
Verteilung von l und II nicht hinlanglich begrunden. Da anderseits
ein Ubergang wie hvolpur > hvolpur (§ 51,1) wohl ein etwas weiter
hinten artikuliertes l voraussetzt, liegt es doeh am nåchsten, neben
dentalem l im Ank, in Gemination und in der Umgebung von
Dentalen frir die iibrigen Stellungen einen 1-Laut anzunehmen, der
zwar nicht gerade kakuminal wie im Schwed. und Ostnorw. ge-
1 vgl. Nor Aisl §§ 40,1; 260.
2 vgl. MåliO § 64.
3 die Annahme einer biossen orthographischen Tradition (D. O. Zetterholm:
Om supradentala ock kakuminala n-ljud i nordiska sprak, Svenska Landsmål
B. 37 (1939) S. 9) verbietet sich doeh wohl durch die Konsequenz, mit der die
einfache Sohreibung hier durchgefuhrt ist.
4 vgl. H. Celander: Om overgangen usw. S. 9 ff.
5 vgl. iiber die Frage der Qualitat des l im Altnord. besonders GdaGr I § 38
mit der in Anm. 2 angegebenen Literatur; gegen die Annahme von kakuminalem
l besonders Zetterholm a. a. O.