Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Blaðsíða 172
150
wesen zu sein braucht, dessen Qualitåt aber jedenfalls deutlieh in
der Richtung des Supradental-Palatalen lag. Da der tjbergang
o > o vor l -(- Labial kaum viel friiher als im 16. Jahrh. eingetreten
sein kann (vgl. §§ 25; 51,1), erscheint es nicht ausgeschlossen, dass
dieses »hintere« l noch zur Zeit der GB in der Spraehe existierte.
Wie der Fall gult im Nordostisl. zeigt, ist jedoch auch damit zu
rechnen, dass sich der Unterscheid zwischen den beiden 1-Lauten,
nachdem sie in der Artikulationsstelle zusammengefallen waren,
zunåchst noch im Grade der Stimmbeteiligung fortsetzte: »kakumi-
nales« l muss stark stimmbaft gewesen sein1, dentales weniger
stimmhaft bis stimmlos (vor t).
Anm. 1: Metathese In > ni ist eingetreten in: Øruinlunar samt
(»verzagt«) Jerem 17,9 neben gewohnl. Øruilnan Luc 21,25, eg
øruilnust Psalt 88,16 usw. Sie ist auch (mit n> rj, wohl in Anleh-
nung an vingi »(Geistes) verwirrung«, vingla »verwirren«) aus dem
Nisl. bekannt.
Anm. 2: l ist zwischen Konsonanten geschwunden in:
fifsligana II Cor 12,6 neben fif Isligt Ephes 5,4, vgl. Fiflska II Tim
3 9
Anm. 3: tiber II > [dl] s. § 103.
10) m
§ 97. 1. Vor n gilt m im selben Umfang wie im Nisl.:
Wo mn nur in gewissen Kasus vorkommt und Formen mit
intervokalischem m daneben stehen, ist es bewahrt: z. B. Himne
I Mos 14,19, Himna braud Psalt 78,24, Himnarijke Matth 2,17,
danach auch Himneskur Matth 5,48 (aisl. hie und da hifna- in
Zusammensetzungen, hifneskr2).
Sonst ist mn zufn geworden: z. B. nefna I Mos 2,19, nafn ibid.,
safna ibid. 6,21, Søfnudur II Mos 16,3, hefna I Mos 9,5 usw. Die
Formen mit fn konnen schon im Aisl. als Normalformen gelten,
doeh kommt mn noch hie und da vor und ist in »safna« noch das
herrschende3.
2. m ist zu n geworden:
a) durchwegs vor -st in der 1. Pers Sg und PI des Medio-
1 vgl. Stefan Einarsson AphS 3: S. 265.
2 vgl. Hægstad S. 60, IslTunga § 203,1, NorAisl § 225.
3 vgl. NorAisl § 225, Hægstad S. 59, Ordf, Cl-Vigf.