Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Side 181
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Der Zusammenfall von ri und II, rn und nn besteht sicher schon
in der GB in der Aussprache [dl], [dn] (dass daneben aucli [rdl],
[rdn] galt, wird moglicherweise dadurch erwiesen, dass die Yer-
mischung in gewissen Fallen stark, in andern gar nicht in Erschei-
nung tritt). Die Aussprache [(r)dl], [(r)dn] ist zwar in der GB nicht
direkt belegt, ausser vielleicht in: i eirne Forgylltre Hardneskiu II
Mach 3,25 (»Harnisch«), das allerdings, falis d = d ist, auch von
har dur, hardneslcja beeinflusst sein konnte. Doch ist [dl], [dn] sonst,
wenn auch spårlich, schon seit dem 14. Jahrh. sicher bezeugt, vgl.
vor allem die Schreibungen Orny = Oddny, Olleifr = Oddleifr (14.
Jahrh.)1, und [dn] < nn muss jedenfalls schon vor der Quantitats-
verschiebung (vgl. § 15) durchgefiihrt worden sein, da es von den
alten Quantitatsverhaltnissen abhångig ist2. Ausserdem wird uber-
haupt weit eher ein direkter Zusammenfall von ri und II in [dl],
rn und nn in [dn] als eine Entwieklung ri > Il > dl, rn > nn > dn,
wie vielfach angenommen wird3, vorliegen: wenigstens rn kann
nicht zuerst zu nn geworden sein, da es sonst nach Kurzvokal nicht
hatte zu [dn] werden konnen. Allerdings begegnet gelegentlich nn
frir rn nach kurzem haupttonigem Vokal4, in der GB vielleicht in
Frækonnit, doch ist es sehr wohl moglich, dass nn = [dn], das
eigentlich nur nach Langvokal berechtigt war, gelegentlich auch
(ungenau) flir rn nach Kurzvokal verwendet werden konnte5.
Nicht hieher gehort rn > nn nach Kurzvokal im Schwachton,
eine spezielle Assimilation ohne Entwieklung zu [dn] (§ 104,1).
Gegen eine Entwieklung rn > nn > dn spricht auch die Tat-
sache, dass der Zusammenfall von rn und nn nicht friiher bezeugt
ist als die Aussprache [drø]6. Bei ri ist allerdings eine Zwischen-
1 vgl. Jon Helgason ANF 43: S. 91 f., Hægstad S. 112 f., IslTunga § 208, fsl
Or5m S. XXXI.
2 vgl. IslOram S. XXXI f.
3 vgl. NorAisl §§ 272; 305, NorGesch §§ 131,b; 119, IslTunga § 195, Hægstad
S. 113.
4 vgl. Hægstad S. 113.
5 Hægstads Notbehelf (S. 113), Dehnung oder stårkere Akzentuierung des Vo-
kals anzunehmen, um m > nn > dn nach Kurzvokal zu ermoglichen, ist kaum
annehmbar, vgl. Håkon Hamre: Færøymålet i tiden 1584-1750, Skrifter utgitt av
Det Norske Videnskaps-Akademi i Oslo, II. Hist.-filos. Kl. 1944, No. 2 (Oslo 1944),
S. 48.
6 vgl. NorAisl § 272,2, IslTunga § 195, Hægstad S. 112. Zu beachten ist auch,
Bibi. arnamag., vol. XVII.
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