Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Side 182
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stufe II an sicli moglich, da es sich in gleichem Umfang wie altes II
zu [dl] entwickelt hat und Zusammenfall von ri und II schon rund
100 Jahre friiher als die Aussprache [dl], d. h. seit ca. 1200, be-
zeugt ist* 1. Es ist jedoch fraglich, ob die phonetisch eng zusammen-
gehorigen Vorgange einen derart verschiedenen Verlauf genommen
haben konnen. Ausserdem lassen sich die im Nisl. haufigen [rdl],
[:rdn] durch eine direkte Entwicklung ri > (r)dl, rn > (r)dn leichter
erklaren als bei der Annahme einer Zwischenstufe II, nn (aller -
dings ist noch nicht genau untersucht, wie sich [dl], [dri] und [rdl]
[rdn] im Nisl. zueinander verhalten, inwiefern etwa die letztern
nur moderne »spelling-pronunciation« darstellen).
Die Annahme einer direkten Entwicklung ri > dl, rn > dn macht
es notwendig, den t)bergang ri, Il > dl bereits um 1200 anzusetzen,
wåhrend rn, nn > dn wohl erst im 14. Jahrh. eintrat. Nach IslOrOm
S. XXXII hatten sich II und nn allerdings teilweise bis ins 16. Jh.
gehalten, doch konnen die zum Beweis angefuhrten Reime wohl
auch anders erklårt werden2.
§ 104. 1. rn ist im Schwachton zu nn (n) assimiliert:
a) oft im NomAkkPl besonders femininer Substantive mit
suffigiertem Artikel, wo rn aus dem ausl. Konsonanten der
Substantivendung + n des Artikels entstanden ist: Flatuegenner
III Kg 7,29, Hrafnanner Job 39 R., Alcranner Johel 1,10, Forelldr-
anner Tob 10,13, Brædunnar (AkkPl: bro&ir, s. § 184, Anm.)
Post 18,18, Hrijnganer II Mos 35,11 (iiber -n- vgl. § 64,a,2), —-
Herbwdennar II Mos 33,7, Børunnar (= borurnar) IV Mos 4,12,
Luc 7,14, Stiørnunnar (= stjornurnar) V Mos 4,19, Dom 5,20,
Job 9,7, Opinb 3,1, Kuinnunnar Dom 21,23, Ruth 4,14, ad Ausn-
unnar være fundnar I Kg 10,16, Liosastikunnar II Chr 4,20,
Brennefornennar ibid. 7,7, Biargskorunnar Es 2,19.21, Snwrunnar
ibid. 3,20, Borgennar ibid. 6,11, Greinennar ibid. 10,33, Fiehirdsl-
unnar Jerem 38,11, Bogaskyttunnar ibid. 46,9, f ær priar Vikunn-
dass m > dn im Norw. eine grossere geographisehe Verbreitung besitzt als nn >
dn (vgl. H. Christiansen: Norske Dialekter (1946 ff.) S. 169).
1 vgl. IslTunga § 195, NorAisl § 272,1; die åltesten Beispiele von ri > U im Isl.
als Norwagismus zu erklaren (Seip in MoM 1945: S. 27 f.), besteht wohl kein
zwingender Grund.
2 7.u vill: til vgl. dio Nebenform vil in NorAisl § 532,7, zu einn: flein vgl. oben§ 62,3.