Bibliotheca Arnamagnæana - 01.06.1956, Page 240
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AkkSg auf -u kommt aisl. im allgem. nur bei Personennamen vor,
bie und da jedoch aueh bei Wortern auf -ing, doch sind die Bei-
spiele im ganzen 14. und 15. Jahrh. nicbt håufig1. Auch in der GB
treten sie nur erst sporadisch auf:
so peir leide ecke Folked til Verkanna / helldur leede pad blijfa
vid . . . Vidurkenningu Løgmalsins form GT 7,12, Drottningu siina
Dan form 5,40, Ef eirnhuer i Herleiding leider / sa man i Herleid-
ingu ganga Opinb 13,11 (in das gefengnis L 45); Fyllinguna IV
Mos 18,27, Drottninguna III Kg 10,1: (gewohnl.) eina Festing I
Mos 1,7, pijna frumgietning ibid. 25,31, sijna Merlcing ibid. 40,5
usw., Festingena I Mos 1,8, Hertekningena V Mos 32,42 usw.
Im beutigen Isl. ist -u in der gesprocbenen Sprache ganz durch-
gefuhrt, wahrend in der Schriftsprache gelegentlicb (jedoch nie in
Verbindung mit Artikel) noch endungslose Formen vorkommen.
Das Suffix -ung dagegen hat die Entwicklung nicbt mitgemacht2,
vgl. in der GB z. B. pa Hørmung I Mos 44,34, II Kg 24,16 usw.,
Headungena Job 34,7, Hørmungena Jud 8,21 u. a.
Dber AkkSg -u in einsilbigen Wortern (jordu, morku) s. §§ 157, 180.
§ 143. Schon im Aisl. ist eine ganze Anzahl ursprunghcher 6-
Ståmme (wie jord, rodd, pjod usw.) im Plural zu den i-Ståmmen
iibergetreten. Im Nisl. bat sich die Zahl der Ubertritte nocb we-
sentbch vermehrt, indem zahlreiche Worter, die im Aisl. noch stets
oder doch teilweise als o-Ståmme flektieren, den Plural jetzt aus-
schbesslicb auf -ir bilden. Es besteht also in der ålteren und jun-
geren Entwicklung des Isl. eine deutlicbe Tendenz der o-Ståmme
zum Ansehluss an den PI der zahlenmassig gewichtigeren3 4 i-Klasse,
wovon allerdings als geschlossene morphologiscbe Sondergruppen
die Worter auf -ing und -ung und im allgem. auch diejenigen auf
åi unberubrt bleiben. Auf der andern Seite findet zwar in der Ent-
wicklung vom Aisl. zum Nisl. in einigen Wortern eine rucklaufige
Bewegung statt, indem im Aisl. oder in der GB vorkommende ana-
logische Formen auf -ir spater wieder verschwinden, doch treten
diese Falle gegenuber der allgemeinen Tendenz stark zuruck.
1 vgl. NorAisl § 377 und § 376, Anm. 2, IslOrøm S. 15.
2 vgl. IslGr § 135,d,e, StEin S. 38.
3 vgl. NorAisl § 390.
4 vgl. immerhin NorAisl § 379, Anm.