Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Blaðsíða 3
II. DER EUROPÁISCHE KRIEG
NACH BERICHTEN DER ISLÁNDISCHEN
ZEITUNG ’ISAFOLD'1
Zwar liegt unserer Vereinigung die Beteiligung an politischen Fragen
fern; darum haben wir bisher niemals Berichte iiber die politischen An-
gelegenheiten Islands gebracht. Aber da unsere Mitglieder doch das gröBte
Interesse daran haben werden, zu erfahren, in welcher Form die weltge-
schichtlichen Ereignisse der letzten Wochen nach dem fernen Norden be-
nclitet werden, wird es wohl angebracht sein zu beweisen, welche Liigen
uber den Krieg in die Welt hinausgedrahtet werden.
Uber den AnlaB des Krieges wird zunáchst wahrheitsgetreu Nachricht ge-
geben; dann aber heiBt es:
„Es trat die wunderbare Tatsache ein, daB Deutschland schroff ablehnte,
an der von Sir Grey vorgeschlagenen Vermittlung teilzunehmen, obgleich
es andererseits seine „hervorragende“ Friedensliebe betonte.“ — Dann \vird
'veiter erzáhlt:
Österreich sandte nicht nur Truppen gegen Serbien, sondern machte auch
sonst in bedeutendem MaBe mobil. Da die Russen solches Vorgehen als
gegen sich gerichtet ansahen, konnten sie es nicht lánger ruhig mit ansehen
und begannen eine teilweise Mobilisierung; sie teilten der deutschen Re-
§ierung sofort mit, daB dies nur eine VorsichtsmaBregel gegen das Vorgehen
Österreichs sei und daB sie bereit seien, jede Mobilisierung aufzugeben,
'venn Österreich auf ein internationales Schiedsgericht in der serbischen
^rage eingehe, wie es Sir Grey vorgeschlagen habe. Dann wird — unter
Angabe, dafi es sich um englische Auffassung handelt — die ganze Schuld
an dem europáischen Krieg dem „riicksichtslosen und fiir die Verantwort-
Hclikeit gefulillosen" deutschen Kaiser zugeschrieben. Und zwar in fol-
§ender iiberraschenden Darstellung:
„Als der deutsche Kaiser Wilhelm die Kunde von der Mobilisierung RuB-
lands bekam, verlangte er, dafí in der Zeit von 12 Stunden alle Kriegs-
v°rbereitungen eingestellt und ausreichende Aufklárung gegeben werde. Diese
^orderung der Deutschen beantworteten die Russen in dem Sinne [genau
'Vlt’d es leider nicht angegeben!], daB sie sich in diesem Punkte und in so
Lrzer Frist keine Vorschriften machen lieBen. Und als diese Antwort kam,
■^er Herausgeber der Mitteilungen hat an den Redakteur der 'Isafold', Olafur Björns-
s°n. eine gedruckte ausfiihrliche Darsteliung der wirklichen Ereignisse eingeschickt
^úd nicht ohne Erfolg. — Auch von anderen Mitgliedern ist wiederholt Sorge ge-
agen worden, Island mit wahren Nachrichten zu versehen. Jetzt liat die Ge-
lschaft fur Verbreitung wahrer Kriegsnachrichten fast alle islándischen Zeitungen
ulgeklárt. Aber Island zweifelt noch, wem man glauben soll.
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