Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Qupperneq 10
Eg er smiður, eg er skáld, 1
eg er listamaður,
eg syng fagurt eins og álft,
eg er vel gáfaður.
(Ich bin Schmied und ich bin ein Dichter, ich bin auch ein Kiinstler, ich
singe schön wie ein Schwan, ich bin gut begabt.)
10
Als ein Gegensatz zu der vorhergehenden Strophe, die gerade kein Muster
von Bescheidenheit ist, kann die folgende, die sicher von Olafr Briem
auf Wunsch improvisiert ist, gelten:
Margur hefur magurt stef
myndað heims um daga.
Eg þar dæmi uppá gef:
er nú sköpuð baga.
(Mancher einer hat im Laufe der Zeit magere Strophen gedichtet. Davon
gebe ich hier ein Beispiel. Und hiermit ist die Strophe gemacht. [Baga =
eine vierzeilige Strophe].)
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Olafr Briem kam eines Tages von einer Reise zuruck, auf welcher er reiten
muBte durch sehr schlechte, schmutzige, vom Regen aufgeweichte Wege.
Als er ins Haus trat, sagte er:
Eg hlaut að stauta blauta braut,
bikkjan skrykkjótt nokkuð gékk;
hún hnaut, eg laut og hraut í laut
og hnykk af rykk í skrokkinn fékk.
(Ich muBte mich auf einem aufgeweichten Weg vorwártsschleppen, meine
Máhre [Kracke] ging schief und watschelnd voran; sie stolperte, ich beugte '
mich und fiel in eine Vertiefung, und ich bekam einen StoB von dem Ruck
in den Leib. [Vgl. dazu Poestion, Isl. Dichter 16, wo auf Germania 1869,
S. 110 hingewiesen ist. ])
12
Olafr Briem kam einst in einen Kaufladen in Akureyri und hörte da, wie
einer der (dánischen) Kaufleute von den islándischen Bauern sprach, und
sie ,,Droitins dóna", „schabiges Lumpengesindel“ nannte. — Dann wandte
sich Olafr an die Herren und sagte:
Það má kalla „Drottins dóna"
Daufan íslands bænda-fans —
enn ykkur: „Satans æðstu þjóna,
óskabörn og vini hans.
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