Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Síða 12
{Das kalte Wasser erfrischt mich, zieht die Schlaffheit aus den Nerven.
Die Schmerzen nehmen ab im Riicken und in den Lenden, und es ver-
schwindet die Röte von den Augen.)
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Eines Morgens wurde ihm von einer Magd, die Ingibjöig hieB, Kaffee hin-
unter in sein Schlafzimmer gebracht. Als er eben wach wurde und sie sah,
machte er folgende Strophe:
Hringir klukka höggin mörg,
hækkar dagur fríður.
með yndisdrikkinn Ingibjörg
ofan til mín líður.
(Die Glocke schlágt viele Schláge, der schöne Tag steigt höher hinauf.
Mit dem lieblichen Trunk schwebt Ingibjörg zu mir herunter.)
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Einmal sagte die Amtmannsfrau auf Geitaskarði zu Sigvaldi Jónsson
Skáld (einem bekannten Gelegenheitsdichter), als sie dariiber sprachen, wie
viele Töchter er habe — sie wollte wetten, daB er nicht all ihre Namen in
eine Strophe hineinbringen könnte ohne Vorbereitung. Sigvaldi, der 8 Töch-
ter, Ingibjörg, Kristín, Sigrídur, ’Aslaug, ÞuríQur, Valgerður, Sólveig und
Þóra hatte, antwortete gleich:
Þura, Veiga, Þóra, Lauga og Vala
/mba og Stína eru þar hjá
ekki tína Siggu má.
(Mit Ausnahme von Þóra nennt er alle Mádchen mit ihrem Kinder- oder
Kosenamen. Die Strophe lautet: Þura, Veiga, Þóra, Lauga, Vala. Imba
und Stína sind dabei, nicht iibersehen darf man die Sigga.)
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Sigvaldi Jónsson war Wanderlehrer. Als kleiner Knabe hatte der spátere
Dr. phil. Valtýr Guðmundsson vierzehn Tage lang bei ihm Unterricht im
Schreiben zu Þverá im Hallártale. — Eines Tages schrieb Sigvaldi in das
Schreibheft des Knaben Valtýr folgende Vorschrift:
Varaðu þig, Valtýr minn,
Vikan er ad þrjóta,
þú mátt ekki' í þetta sinn
Þverár lengur njóta.
(PaB auf, mein Valtýr, die Woche geht zu Ende, du darfst nicht dieses
Mal der Þverá lánger genieBen, d. h. in þverá lánger bleiben.)
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