Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Page 16
spielen, geziichtigt werden, getröstet werden, abgehártet werden, wachsen,
Gedanken erhalten, lieben, freien, leicht verheiraten, das Andere begehren,
das Eine hassen, múde werden, alt werden, sterben, begraben werden, hier-
durch ist das menschliche Leben bestimmt.)
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Guðrún Benediktsdóttir sprach einmal dem Páll Vídalín ihre Verwunde-
rung daruber aus, daB er so schnell Versstrophen dichten könne. —
Páll Vídalín entgegnete ihr:
Lærðu að yrkja, lauka-hlíð!
list er skáld að vera.
Hægt mun vera hringþöll blíð
haglig orðin gera.
Otal smíða erindin má
einsog lystir meingi.
Segja skal eg þér satt í frá:
svona er eg að því leingi.
(Lerne zu dichten Mádchen! Es ist eine Kunst, Dichter zu sein. Es wird
wohl leicht sein, mildes Weib, die Worte mit Kunst zusammenzustellen.
Man kann unzáhlige Verse machen, so viele wie die Menschen es wún-
schen. Ich will es dir genau sagen: so lange Zeit nimmt es mir [= so lange
Zeit brauche ich dazu].)
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Einst dichtete Símon Dalaskáld folgende unfreundliche Strophe gegen
Dr. Grímur Thomsen:
Grímur klingir gæðaþur
gómabjöllu sinni,
er á þingum ónýtur,
t
Alftnesinga meinvættur.
Símon wurde aber gezwungen ,,bragarbót“ zu machen (d. h. seine Strophe
umzudichten und so zu ándern, daB sie lauter gutes bedeutete.)
Er fúhrte die „bragarbót" so aus:
Grímur klingir góðsamur
gómabjöllu sinni,
er á þingum ágjætur,
’lslendinga bjargvættur.
(Die feindliche Strophe: Grímur der Schlechte [= der Gúte bar] macht
seine Gaumenschelle [= Zunge] klingeln. In Versammlungen ist er unbe-
deutend, der böse Geist [= Unglúcksbringer] der Leute von ’Alftnes.
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