Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Blaðsíða 26
Dramas kritische Einwendungen verbinde, so bitte ich die Vorbemerkungen
als Hinweis auf ihre Entstehungsart zu betrachten.
Ihren Namen Hadda Padda hat Hrafnhildur, die aöjahrige Tochter des
Byvogts Skúli in Reykjavik, seit einem scherzhaften Kugelfangspiel mit
Ingolf, dem Sohne des Sysselsmands auf Breiðaból. Als Reimwort auf Hadda
(deutsch etwa Biigei) war ihr beim Gegenwurf Padda (deutsch Káfer oder
Kröte) eingefallen. In dem „eleganten" Wohnzimmer bei Skúlis kramt das
Liebespaar, dessen Verlobung veröffentlicht werden soll, Jugenderinnerungen
aus; in Reykjavik und auf dem Gute von Ingolfs Vater waren sie oft zu-
sammen. Als Verlobte betrachteten sie sich seit einem Fest der Islandsk
Forening in Kopenhagen. Mit besonderer Weihe verweilt Hadda bei der
Schilderung, wie sie zusammen in einer Schlucht ihrer Heimat Angelika ge-
pflúckt haben. Das war nur möglich durch eine nicht ungefáhrliche Kletter-
partie. Der Angeseilte muBte von dem am Rande der Schlucht Zuruck-
gebliebenen gehalten werden. So hatten die Liebenden sich einander ihr
Leben gegenseitig in die Hand gegeben. Haddas Liebe war fúr Ingolf eine
Art Rettung gewesen, da er ins Verbummeln gekommen war. In den nách-
sten Tagen soll Ingolf wieder nach Kopenhagen zum AbschluB seines Stu-
diums reisen. Hadda setzt es bei ihrem Vater durch, daB sie mitreisen darf.
Die Einsprúche der Mutter weist der Vater zurúck. Er will nicht alt werden
und nicht aufhören, die Jugend zu verstehen. Der Eindruck der stolzen,
ernsten, bereits fraulichen Liebe Haddas wird dichterisch verstárkt durch
die schönen Worte, die Haddas Eltern dem Eindruck ihres liebeerfúllten
Wesens und ihrem innigen Verháltnis zu den Blumen widmen. Am Ende
des ersten Aktes scheiden wir von dem Liebespaar in guter Hoffnung íúr
ihr zukúnftiges Leben und ihre Zusammengehörigkeit. Haddas igjáhrige
Schwester Kristrún mit ihrem ungezúgelten Lebensdrang, der sich in der
Freude am Flirten und allerlei Tollheiten áuBert, scheint uns mehr als Gegen-
satz zu der in sich abgeschlossenen zurúckhaltenden Hadda vom Dichter
gezeichnet zu sein, als daB wir von ihrer Seite eine Gefahr fúr das I.iebes-
leben der Verlobten fúrchten könnten. Der Eindruck eines wesentlichen
Gegensatzes zwischen den beiden Schwestern verstárkt die etwas aber-
gláubische Amme, deren Liebe immer mehr der álteren Schwester gehörte.
Kaum haben sich im zweiten Akt, von dem wir leider nicht erfahren,
wieviel Zeit spáter als der erste er sich abspieit, die Bewohner und Gáste des
Svsselsmandensgaard vom Friihstúckstisch entfernt, um teils der Arbeit
nachzugehen, teils den Kindern beim Beerenpfliicken zu helfen, als Kristrun
und Ingolf miteinander tollen. Kristrún benutzt Ingolf als Pferd, sitzt auf
einer seiner Schultern und treibt ihn mit Zurufen, dann auch mit einer
Peitsche durch das Wohnzimmer. Dieses heiBe Tollen ist aber mehr als
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