Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Page 27

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.10.1914, Page 27
harmloses Getándel. Eine andere, leidenschaítlichere, um nicht zu sagen briinstigere Liebe treibt hier ihr Wesen als im ersten Akt. Kristrúns „Raub- tierinstinkt", wie Hadda einmal das Wesen ihrer Schwester nennt, will Klarheit, verlangt Erklárungen. Hadda iiberrascht die beiden in ihren Lieb- kosungen. Sie kámpft um ihre Liebe in einer lángeren Auseinandersetzung mit Ingolf. Am schwersten leidet sie darunter, da6 es gerade Kristrún ist, die ihr den Geliebten rauben will. Aus ihren Worten spricht tieíe, ihr ganzes ^esen ausfiillende Liebe, die alles geopfert hat; Ingolfs Erwiderungen haben einen etwas akademischen Ton. Er ist sich selbst nicht ganz klar uber die Krsache der Umwandlung und sucht sich mit allgemeinen Redensarten zu helfen. Mit einer letzten Bitte Haddas an Ingolf schlieBt der zweite Akt: Kis zu ihrer baldigen Abreise soll es áuBerlich zwischen ihnen so bleiben, wie es war. Mit den Blumen und Beeren suchenden Kindern wird die Handlung vom dritten Akte an ins Freie verlegt mit dem Blick auf Berglandschaft. Wie lrn Gesprách mit der Amme im ersten Akte wird auch bei der Begegnung Kaddas mit einer Kráuterfrau allerlei Volkskundliches beriihrt: Die ver- schieden wirkende Kraft einzelner Blumen wird von der Frau geruhmt. Ihrer Liebe zu Ingolf und zu den Blumen kann Hadda einen wehmútig schönen Ausdruck geben. Antwortend auf die Fragen der Kráuterfrau nach dem Zartesten, was sie gefuhlt habe, nach der Ursache, die ihre Hand so schön gemacht habe, kann Hadda von Zártlichkeiten Ingolfs sprechen. Mit jeder Antwort befreit sie eine Blume aus dem Sack der Kráuterfrau. Zwi- schen Kristrún und Ingolf kommt es zu Auseinandersetzungen. Kristrún kann es nicht erwarten, bis Haddas Entlobung und ihre eigene Verlobung hekannt wird. Auf Ingolfs Hinweis, daB Hadda geschont werden músse, Und daB sie úberraschend fröhlich gestimmt scheine, hat Kristrún nur eifer- suchtsvolle Anklagen zur Erwiderung, die voll Gehássigkeit gegen Hadda sind. Zu dem Paare tritt Iladda, um einen friedlichen Abschied zu nehmen. ktit Kristrún spricht sie versöhnend und bittet um ein letztes Alleinsein mit Ingolf. Hierbei muB er von Hadda hören, daB ihre Liebe zu ihm abgetan Sei- Sie habe sich geprúft, habe seine Briefe vorgesucht, die Orte ihrer Kindheitserlebnisse und Liebeszeit besucht. Die letzte und stárkste Prú- Inng sei ein Gang nach der Schlucht gewesen, wo sie einst beim Abstieg ani Seil ganz in Ingolfs Ilánden gewesen sei. Auch diese Probe habe sie nberstanden. Mit einer letzten Bitte will Hadda von Ingolf scheiden: Ingolf ^öge ihr Perlenhalsband, ein wertvolles Erbsttick ihrer Mutter, das ihr in cbe Schlucht gefallen sei, wáeder heraufholen und niemandem davon er- záhlen. Ingolfs MiBtrauen, das sich auch dem Leser mitteilt, w'eiB Hadda önrch die Sicherheit und Klarheit ihres Auftretens zu zerstreuen. 55

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