Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Blaðsíða 3

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Reichtum und Ruhm). Er kámpft mit den Riesen und vermindert sie, wie der tiichtige Hauswirt Steine und Unkraut aus seinem Acker entfemt. Die Verehrung Odins nimmt zu mit der Wikingerzeit; wenn auch nicht °hne fremde Einwirkung, so doch zum Teil unter dem EinfluB einer ver- ánderten Einstellung des Volkes. Der Odin der Skalden, der nach und nach der Gott aller Macht und Weisheit wird, wird nie der Gott des Gesamt- volkes. Er ist der Gott der Wikinger (mögen sie auch daneben Thor verehrt baben), der Gott des Hofes, vor allem aber der Skalden. Den Bauern hat er öichts zu bieten; er gleicht dem Wikinger, der mit Feuer und Schwert da- binfáhrt; dieHerkunft von Sturmdiinen und Gespensterfiibrer haftet ihm an. Dr ist leichtfertig, zauberkundig, unzuverlássig; hetzt die Helden aufeinan- der, erscheint in Verkleidung mit tiefsitzendem Hut, untreu, gefáhrlich. Den einen gibt er Sieg, den anderen Reichtum, in Walhall ist die herrlichste Rreude, die ein Wikinger sich wiinscben kann, blutige Kámpfe und Mettrinken ^echseln ab, Am wichtigsten aber ist seine Kenntnis der Runcn, des Zau- ^ers und der Dichtung, wofiir er hohen Preis hatte zahlen miissen. Das ist der Gott einer neuen und reicheren Kultur, ihm huldigten die Ueute, die aus dem Schlaf des Bauemlebens erhoben zu höheren Zielen. Ein Konflikt zwiscben der Verehmng Thors und Odins ergab sich daraus ^unáchst nicht; denn es gab kein Dogma und keine festliegende Rangord- aUng der Götter. Wem von den Göttem der einzelne sein Vertrauen schenken ^ollte, Thor oder Odin, Freyr Njörðr, Ullin, stand ihnr vollkommen frei. Trotz- deni macht sich ein Gegensatz zwischen Thor und Odin bemerklich (vgl. Har- barðsljóð der Eddaund etliche Sagenstellen). Am deutlichsten iiberzeugen wir 'Uis von der Stellung Odins als des Reprásentanten der neuen Kultur aus den -Reden des Erhabenen" (Hávamál). Denn dieses Eddalied spiegelt keines- Wegs die Uebensanschauung der Norweger (und Islánder) um 900 wieder. ist gedichtet, um den neuen Anschauungen Balin zu brechen. Das Ge- Schlecht spielt hier eine geringe Rolle, die Freundschaft dagegen um so mehr. ^’uen Unterschied zwischen lieben und leiden Verwandten kannte die alte ^eschlechterverfassung nicht. Vgl. dagegen Hávamál (= das alte Sitten- Sedicht) (Genzmer, Edda II, S. 128) „Oft spart man fiir Feinde, was man ^d'eunden bestimmt" (die tíbersetzung trifft nicht ganz den Gegensatz von leiðum rmd Ijúfum). Aueh lagert die Stimmung des Wikingerlebens iiber dem ^ede, die Furcht vor ungewissem Schicksal, und die Fordemng an jeden ^ann, frohen Mutes zu sein und furchtlos bis zum Tode. tlber allen Helden- ^edern des Nordens liegt ein melancholischer Zug (Axel Olrik, Nordisk andsliv 33); die Mánner, die Odin verehrten und das Götterschicksal (ragnarök) als lel der Welt vor sich sahen, konnten nicht nur freudenvoll sein. Und so steht denn in den Hávamál (B. 55), snotrs manns hjarta verðr sjaldan glatt' 3» 35

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