Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Blaðsíða 13
Gemeindesteuerbetrage. Diese öfíentliche Steuerliste erscheint jahrlich; diejenige fiir
1924 umfaGt 232 Druckseiten von je 34 Zeilen.
Von Jðn Lcifs, dem bekannten islándischen Tonkiinstler, der seit lángerer Zeit in
Deutschland (jetzt in Berlin) lebt und groBen Beifall fand, erschien bisher eine Anzahl
von Kompositionen und Schriften, unter denen folgende fiir unsere musikalischen Island-
freunde besonders interessant sein werden: Op. 2. Vier Klavierstiicke nach islándischen
Volksweisen. Verlag fiir neuzeitliche Kunst, Magdeburg. Op. 4. Drei „Hohe Spriiche"
aus der Edda mit Urtext fiir Tenor und Klavier. Op. 5, Nr. 1. Choralvorspiel fiir Orgel
auf islándische Motive. T ónlistarhœttir, H. 1, Verlag Breitkopf & Hártel. Nordische
Tonalitát, in: Hellweg 20. August 1924. Nationalmusik und Germanentum, in: Deutsches
Musikjahrbuch 1924.
VII. „ISLANDS ROSS UND REITER"
Wenngleich selbst nicht Islánder, möchte ich mir doch erlauben, zu der Besprechung
von George H. F. Schraders Buch „Islands RoB und Reiter" in der letztenNummer
der Mitt. d. Isl. Stellung zu nehmen. Wáhrend eines mehrjáhrigen Aufenthaltes auf
Island legte ich selbst Hunderte, ja Tausende von Kilometern auf dem Riicken der
Islánder Ponys zuriick, lieB mich von ihnen iiber hohe Gebirgspásse, durch reiBende
Ströme, durch Siimpfe und Lavawusten tragen, auf steinigen Pfaden, auf denen jedes
deutsche Pferd kláglich versagen wiirde. Das Lob, das Schradcr den Islánder Pferd-
chen spendet, kann ich daher aus eigener Erfahrung gerne unterschreiben. Dagcgen
kann ich die harten Worte der Kritik, welche er iiber die Islánder wegen sclilechter Be-
handlung ihrer Pferde ausgiefit, nicht unwidersprochen lassen.
Allerdings muB ich mich an den oben erwáhnten Artikel halten, da Schraders Buch
mir nicht vorliegt und ich es selbst nicht gelesen liabe. Nur einmal bekam ich es zu
Gesicht, legte es aber bald wieder zur Seite, da es mir allzu umfangreich und trocken
erschien. Aus diesem Grunde diirfte es unter der islándischen Bauernschaft eine nennens-
werte Verbreitung nicht gefunden haben, was zu bedauern ist, da manche Vorschláge
des Tierfreundes und Pferdekenners Schrader bessere Beachtung verdient hátten.
Der Verfasser scheint jedoch von der falschen Voraussetzung auszugehen, daB man
den abgehárteten Islánder Ponys, wahren Kindern der Natur, dieselbe verweich-
lichende Behandlung zuteil werden lassen miisse, wie unseren Pferden. Diese sind
Arbeitsskiaven, die Tag fur Tag, jahraus, jalirein ihr schweres Pensum erledigen mussen
und nur durch besonders kráftige Nahrung und sorgfáltigste Pflege dazu befáhigt werden.
Auf Isiand dagegen werden die Pferde nur einige Wochen wáhrend der Heuernte, sowie
gelegentlich bei gröfieren Reisen liart angestrengt. Den gröBten Tcil des Jahres können
sie sich frei auf der Weide umhertreiben, ausgenommen einige Wagenpferde an den
Kiistenplátzen, welche neuerdings mehr und mehr durch Lastautos ersetzt werden.
Das kiáftige, von Bergweiden stammende Gras und Heu bildet eine ausreichende Nah-
rung. Um mit dem Heu, dessen Einbringung bei dem spárlichen Graswuchs auf Island
auBerordentlich viel Arbeit erfordert, möglichst zu sparen, láBt man die Tiere bis weit
in den Winter hinein, oft bis zum Dezember im Frcien grasen.' Dank ihres dicken, zot-
tigen Pelzes können sie dies auch ertragen, ohne Schadcn zu leidon. Sobald grofie
Kálte und Schneefall eintritt, werden sie heutzutage wolil in allcn Teilen Islands in
Stállen gefiittert. Auf armen Bauernhöfen des Hochlandcs erweist sich allerdings bei
besonders strengen Wintern der muhseiig gesammelte Heuvorrat manchmal als unzu-
reichend, und die Tiere mussen sich mit einer kárglichen Ration begnugen. Da aber
wáhrend des Fruhjahrs wenig Arbeit von ihnen gefordert wird, so erholon sie sich auch
bald wieder.
Was das Putzen der Pferde betrifft, so ist das Bediirfnis kaum vorhanden, da die
Tierc bei dem kalten Klima von Ungeziefer wenig geplagt werden und beim Durch-
queren der Fliisse und den háufigen Regengiissen das schönste naturliche Bad erhalten.
Nur wáhrend der Stallperioden diirfto gerne auf etwas mehr Reinlichkeit gesehen wer-
45