Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Blaðsíða 17

Mitteilungen der Islandfreunde - 01.01.1925, Blaðsíða 17
Jóhann ist ein bescheidcner Mensch. Er crhebt sich nicht gern iiber andere, selbst 'vo er das Recht hat. Es gibt noch einen illteren sehr bekannten islándischen Sprecher, den in Kopenhagen lebenden Dramatiker Guðmundur Kamban. Durch vielerlei Be- fragen erst konnte ich herausbekommen, daB Jóhann keinen Grund hat, sich vor ihm zu verstecken. Andre sprechen offen datiiber, er selbst wagt die Worte in vornehmer Zuruckhaltung. Und Jóhann ist walirhaftig ein Könner. Seine Landsleute reiBt er durch seinen Uortrag zu höchster Begeisterung mit fort und ruhrt sie zu Tránen. Nun glaubst du uúr wobl, daB er auch uns etwas sagen kann mit seiner Stimme, uns, die wir seine Sprache nicht verstehen. Er reiBt unsre Empfindungen mit, daB wir nicht nötig haben, uach dem Sinn der Worte zu fragen, weil wir alles fuhlen. Jóhann hat nie vor dem Spiegel gestanden und geubt, aber was er spricht, hat er unzahlige Male innerlich durch- 'ebt, und wenn er beginnt, gleiclit er einem entfesselten Vulkan. All seine Gedichte und Prosawerke konnte er vor ihrer ersten Niederschrift auswendig, die Gedichte Wort fiir Wort, die Prosawerke in ihrem Aufbau bis in die Einzelheiten. Er hat eine gött- liche Phantasie und die seltsamsten Tniume. Aucli dramatische Plane gehen durch seinen Kopf und in letzter Zeit versucht er sich sogar in deutschen Gedichten. Was ®r heute niederschreibt, hat er vielleicht vor Jahren schon ein-, zwei-, dreimal oder 'ver weiB wie oft geschrieben. Einst hat er sámtliche Manuskripte ins Feuer geworfen. So vernichtend ist seine Selbstkritik. Jóhann ist ein Freund der Nacht. Am liebsten sind ihm die mitternachtlichen Stunden. Da geht ihm die Arbeit am besten von der Hand. — Die Vcrháltnisse sind lieute anders als vor einem Jahr. Die Islánder, an und fur sich keine reichen Leute, sind einer nach dem andern vvieder heimgereist, sogar Nikolína 'veilt jetzt in Kopenhagen. Nur Jóhann ist noch da und hat bisher tapfer ausgehalten. ^Veija (Sachsen) Gustav Wnlf IX. NEUE BÚCHER *• W. POECK, Islandzauber. EinRoman. Hannover, Hahn. ÍBreslau, Bergstadtverlag.) Hieser Roman, zuerst 1904 erschienen, ist kurz gewurdigt von P. Herrmann (Island I, 3).' f-r gibt ein anschauliches Bild vom Leben auf Island und kann daher zur Einfiihrung ln diese Welt empfohlen werden. Allerdings darf nicht verschwiegen werden, daB die Pischerei durch die modernen Boote sicli in den 20 Jahren seit dem ersten Erscheinen ent- 'vickelt hat und daB die politischen Beziehungen zu Dánemark sicli bekanntlicli ge- 'vandelt liaben. Aber das sind schlieBlich Nebensachen: die liarmlose Erzáhlung behált ihren Wert. Der Titel scheint mir nicht recht zu passen; einige Namensformen zeigen, HaB der Vcrf. in der Sprache nicht sicher ist. T GERMANISCHES WESEN IN DER FRÚHZEIT, eine Auswahl aus „Thule“ mit Hinfuhrungen, bearbeitet von Gustav Neckel. Jena, Diederichs, 1924. Geb. M. 5,—. Her Titel dieses Buches ist glucklich gewáhlt; denn hier liandelt es sich wirklicli 11 eine Einfuhrung in das Verstándnis altgermanischen Wesens; es ist dringend zu "’iinschen, daB dieses Buch recht viele aufmerksame und lernbegierige Leser findet, Hann kann der Verf. das BewuBtsein haben, daB er den Deutschen das Verstándnis fhr das germanische Altertum, das zu verbreiten er sicli so redlich Muhe gibt, erschlossen Hat (vgl. Neue Jalirbiicher fiir Wissenschaft und Jugendbildung, 1925, S. 46, wo in 'vohltuender Sachlichkeit das Verháltnis der germanischen Philologie zur klassischen Crörtert wird). Die Lektiire ist nicht leicht; man muB ernstlich sich eindenlcen und dem f-'Odankengang des Verf.s folgen wollen; dann gewinnt man aber auch ein lebendiges ^crlialtnis zur islándischen Saga, wie es in dieser Feinheit des Mitempfindens noch nirgends geboten wurde. Ich will lceine Einzelheiten ausheben; man muB das Ganze esen. Kommt der richtige Leser zu diesen Einleitungen, dann erwacht der Hunger v°n selbst, in diese altnordische Literatur sich zu versenlcen und dann ist der Zweck des ^ Nitt. d. Islandfrcunde XII, 3 49

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