Rit (Vísindafélag Íslendinga) - 01.06.1933, Side 27
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ERGEBNISSE
Ich habe nun die Finsternisse aufgezahlt, die ich in den
gedruckten islandischen Quellen bis zum Jahre 1734 ver-
zeichnet gefunden habe und die Berichte mit meinen Aus-
rechnungen verglichen. Hieran will ich noch einige Be-
merkungen allgemeinerer Natur kniipfen.
Die erste Sonnenfinsternis, die nach islandischen Beob-
achtungen festgelegt ist, wird die vom Jahre 1131 sein. Der-
jenige, der die Beobachtung macht, schreibt in lateinischer
Sprache. Ihm ist klar, dass es sich hier um eine Sonnen-
finsternis handelt, und er gibt den Tag richtig an, nach lateini-
scher Zeitrechnung. Das scheint darauf hinzudeuten, dass ein
gelehrter Mann sie verzeichnet hat. In diesem Zusammenhang
möchte ich darauf hinweisen, dass man wenige Jahre zuvor
begonnen hatte, Gesetze auf Islandisch aufzuschreiben, und
auch darauf, dass zu jener Zeit Ari Fróði das Islanderbuch
schrieb. Wie ich andernorts1) dargetan habe, ist es wahr-
scheinlich, dass Stjörnu-Oddi zu jener Zeit lebte urid seine
beachtenswerten Beobachfungen iiber den Gang der Sonne
einige Jahre zuvor gemacht hatte. Das legt Zeugnis dafiir ab,
dass in Island damals auch das Interesse an astronomischen
Beobachtungen erwacht war.
In den nachsten hundert Jahren 1132—1236 wird fiinf
Mal iiber »myrkur« (Dunkelheit) gesprochen. Das bedeutet
in zwei Fallen ohne Zweifel Sonnenfinsternis, und es ist
nicht unwahrscheinlich, dass es iiberall Sonnenfinsternis bedeu-
tet. Doch ist von diesen Sonnenfinsternissen nur diejenige vom
Jahre 1194 mit Tagesangabe versehen, wodurch der Fehler
in der Jahreszahl aufgedeckt wird. Zwei Jahreszahlen, 1157
und 1226, liegt allem Anschein nach ein Irrtum um zehn
Jahre zugrunde, der dadurch entstanden ist, dass ein X bei
den in römischen Ziffern geschriebenen Jahreszahlen ausge-
fallen ist. Wenn diese Erklarung richtig ist, so deutet sie
darauf hin, dass die Bemerkungen iiber diese Finsternisse be-
sonders aufgezeichnet wurden, z. B. in Kalendarien, und dass
1) Skírnir, Rvík 1926, p. 45—65.